Nach 15 bis 20 Minuten im Einsatz brauchen die Hunde eine Pause. Oft werden sie ohnehin schneller fündig.

Foto: Österreichische Schimmel-Suchhunde-Staffel

Es ist fast ein bisschen wie zu Ostern, nur wird statt nach etwas Süßem Schimmel gesucht: Die erste Petrischale mit blau-pelzigen Sporen wird in den Doppelboden auf dem Gang gelegt, die nächste in einen Spalt zwischen Kasten und Wand gesteckt. Das letzte Schälchen versteckt Wolfgang Hochreiter von der Österreichischen Schimmel-Suchhunde-Staffel in einem Kasten. Gemeinsam mit Emanuel Mairinger, Experte für die Vermeidung, Beurteilung und Sanierung von Schimmelpilzschäden in Gebäuden beim Unternehmen BauXund, gründete er 2011 Österreichs erste Schimmel-Suchhunde-Staffel.

Einer der pelzigen Absolventen der dreijährigen Ausbildung ist Eros, ein achtjähriger Schäferhund von einschüchternder Statur. Schon als er an der Leine hereingeführt wird, beginnt er laut zu fiepen und zu bellen. "Er riecht schon den Schimmel", sagt Hochreiter. Der Hund wird abgeleint, bleibt aber folgsam sitzen. Nun gibt sein Herrchen vor, etwas zu verstecken ("Das ist seine Motivation"), während Eros ihn aufgeregt beobachtet. Dann geht es los. Auf Geheiß von Hochreiter schießt das Tier wie von der Tarantel gestochen los, schnüffelt in jede Ecke und wird dabei immer wieder angefeuert. Eros steuert zielsicher auf die Schimmelprobe im Doppelboden zu. Schon schon nach kurzer Zeit bellt er und kratzt auf dem Boden. Er hat die Probe gefunden.

Zerstörungsfreie Suche

In Ländern wie Schweden sind Schimmelsuchhunde schon seit Jahren im Einsatz. Nun werden sie auch in Österreich immer beliebter. Denn im Gegensatz zu Geräten, die die Konzentration von Schimmel in der Luft messen können, können die Tiere ihn punktgenau lokalisieren - und das zerstörungsfrei. Wichtig sei aber, dass auch der Hundeführer bautechnisches Wissen hat, betont Mairinger - denn was der Hund findet, muss dann auch richtig interpretiert werden.

Die Vierbeiner sind auf die von Schimmelpilzen abgegebenen flüchtigen Stoffe trainiert und können diese schon in niedrigsten Konzentrationen riechen: Rund tausend unterschiedliche Gerüche können Hunde unterscheiden. Ihre Ausbildung verläuft ähnlich wie jene von Drogen- oder Sprengstoffspürhunden.

Fünf zertifizierte Schimmel-Suchhunde hat Hochreiters Verein derzeit im Angebot: vier Schäferhunde und einen Dobermann. Typische Einsatzbereiche sind Ankaufsüberprüfungen für Privatpersonen oder Überprüfungen nach Schimmelsanierungen. Zunehmend würden auch Bauträger die Dienste in Anspruch nehmen, so Hochreiter.

15 bis 20 Minuten dauert der Einsatz eines Hundes in der Regel. Dann braucht das Tier eine Pause. "In einen fieberähnlichen Zustand" kämen die Hunde nämlich während ihrer Suche, die Körpertemperatur steige, so Hochreiter. Das ist leicht vorstellbar, wenn man Kik bei der Arbeit zusieht: Der einjährige, ungestüme Schäferhund wird hereingebracht, nachdem Eros alle Proben gefunden hat und diese wieder versteckt wurden. Kik befindet sich noch mitten in der Ausbildung, er ist aber kaum zu halten, sobald er den Schimmel wittert. Auf der Suche nach den Sporen kommen immer zwei Hunde nacheinander zum Einsatz, um auf Nummer sicher zu gehen.

In ganz Österreich unterwegs

Die Eignung als Schimmelhund offenbart sich schon im Welpenalter - nämlich dann, wenn ein Tier neugierig ist und "nur mit der Nase arbeitet", sagt Hochreiter. Die meisten Hunderassen seien geeignet. Wichtig sei ein folgsames, neutrales Wesen, ein hoher Suchtrieb und hohe Arbeitsbereitschaft. Die Anforderungen an Hunde - und auch an ihre Besitzer - sind hoch. Dreimal in der Woche trainiert der Verein. Direkten Kontakt zwischen Hund und Schimmel gebe es aber fast nie, eine gesundheitliche Gefährdung für den Hund sei daher nicht gegeben.

Die Kosten für den tierischen Einsatz liegen je nach Umfang zwischen 500 und 1000 Euro. Mittlerweile sind die Schimmelhunde in ganz Österreich im Einsatz - und da kommt Tier und Mensch einiges an Pfusch unter. Der krasseste Fall für Hochreiter: ein Neubau, wo in der Vorsatzschale von Arbeitern alte Holzreste entsorgt wurden. "Die Schimmelsporen wurden durch die Lüftung im ganzen Großraumbüro verteilt." Statt auf der Suche nach dem Schimmel alle Wände aufzureißen, rückten die Vierbeiner an - und wurden rasch fündig. (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 4.4.2015)