Der volkstümliche Sänger Andreas Gabalier hat sich geoutet. Nämlich als verfolgter Heterosexueller. Bei einer Preisverleihung sagte er (unter Buhrufen): "Man hat's nicht leicht auf der Welt, wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl steht."

Das ist zunächst von geradezu klinischer Herzigkeit. "Manderl" und "Weiberl" wurde vermutlich zuletzt vom seligen Paul Löwinger gebraucht, wenn er in einem Dialektstück verzweifelt ausrief, "I woaß nimmer, ob I a Manderl oder a Weiberl bin!".

Tatsächlich kann man Gabaliers Ausspruch auch diskursanalytisch und konfliktpsychologisch betrachten; allerdings wird es dann unbehaglich. Der Lederhosenträger ist ja bekannt dafür, dass er gerne die alte Ordnung wiederherstellen will (keine Töchter in der Bundeshymne, Frauen lieber zu Hause bei den Kindern). Was er aber mit dem Manderl-Weiberl-Spruch abliefert, ist eine klassische Täter-Opfer-Umkehr.

Homosexuelle waren bis vor kurzem in unseren Breiten eine verfolgte Minderheit. Sie sind es in vielen Gegenden immer noch. Wenn Gabalier behauptet, man "habe es schwer auf der Welt" als "Manderl, das auf ein Weiberl steht", dreht er die Realität um: Die eigentlichen Verfolgten wären die Heterosexuellen. Übersetzung: Ich bin verfolgt, weil ich meine Vorurteile nicht mehr ausleben darf. Solche Umdeutungen sind in der Geschichte meist das (Propaganda-)Vorspiel einer Aggression. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.4.2015)