Es gibt eine Kategorie von Fahrzeugen, die man fast als "Mehr geht kaum" bezeichnen könnte. Die Neuauflage des erfolgreichen Machoprügels BMW X6 führten wir in der Maximaldieselversion M50d aus, den Range Rover Sport als Dieselhybrid.

Wir sind in der automobilen Oberklasse, von der Größe her jedenfalls, aber auch was den Preis betrifft: an und über der 100.000er-Grenze. Der BMW X6 M50d steht mit 101.500 Euro in der Liste, mit ein paar Extras, auf die man nur ungern verzichten würde, kommt man auf knapp 120.000 Euro. Der Range Rover Sport wäre um schlanke 99.400 Euro zu haben, in der Ausstattung "Autobiography Dynamic", die man uns zumutete, sind wir bei 113.400 Euro, plus Lackierung "Firenze Red Metallic" und anderen Extras wie dem aktiven Sitzgurt bei knapp 125.000 Euro.

Neben der Größe und dem Preis ist den beiden die Kraft des groben Hammers gemeinsam, hier wird aus dem Vollen geschöpft. Beide bemühen dazu ein Dieselaggregat, jeweils mit drei Liter Hubraum.

Foto: Stockinger

BMW greift auf einen Reihen-6-Zylinder zurück, dem gleich drei Turbolader angehängt sind. Leistung: 381 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 740 Newtonmeter. Land Rover rühmt sich damit, mit dem Range Rover Sport den ersten Diesel-SUV mit Hybridantrieb auf den Markt gebracht zu haben. Gesamtleistung: 340 PS und 700 Nm Drehmoment. Der Hybridantrieb kombiniert einen 6-Zylinder (292 PS) mit einem 48 PS starken Elektromotor.

Rein elektrisch käme man nicht weit, nur 1,6 Kilometer und das höchstens 48 km/h schnell, die Stärke des E-Motors liegt aber in der Unterstützung: beim Anfahren, beim Überholen, beim Übergang vom Leerlaufmodus zur Beschleunigung. Da kommt auch der Umweltgedanke ins Spiel, sofern ein solcher überhaupt zulässig ist bei dieser Art von Fahrzeugen.

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6,4 Liter Verbrauch stehen beim Range Rover am Papier, wir fuhren ihn mit neun Liter, früher müsste man bei dieser Leistung von 20 Liter ausgehen. Und wenn eine Preisüberlegung angebracht ist: Das Hybridmodell ist aufgrund des NoVA-Vorteils in Österreich günstiger als der gleich starke V8-Diesel, man spart immerhin 7000 Euro, wenn das in dieser Preiskategorie noch eine Rolle spielt.

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Der BMW X6 M verbraucht laut Papierform 6,6 Liter im Schnitt und lässt sich in der Praxis mit einem Verbrauch von unter zehn Litern fahren, sofern man nicht allzu übermütig unterwegs ist. Die Verbrauchswerte sind insofern imponierend, als jeweils gut mehr als zwei Tonnen Gewicht bewegt werden, und dies ohne allzu große Verzögerung. Die Beschleunigungswerte sind beeindruckend: 5,2 Sekunden von null auf hundert sind es beim BMW, 6,7 Sekunden beim Range Rover. Mit solchen Werten schmücken sich anderswo auch Sportwägen.

Die bewegte Masse sollte man auch beim Abbremsen derselben bedenken, die Bremssättel sind gewaltig, und wenn man in anderen Karossen sanft herunterbremst, steigt man hier schon kräftig in die Eisen. Nirgendwo sonst spürt man das Gewicht dieser Geländeungetümer so sehr wie beim Herunterbremsen.

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Was das Sortieren der Gänge anbelangt, greifen sowohl die Deutschen als auch die Engländer auf ein 8-Gang-Automatikgetriebe zurück, das Beste, was derzeit am Markt ist. Zwischen totalem Komfort und rastloser Dynamik ist jeder Gemütszustand über das Getriebe abrufbar.

Prinzipiell ist der X6 sportlicher ausgelegt als der Range Rover, das ergibt sich schon aus der Karosserieform und wird vom Fahrwerk unterstrichen. Der BMW liegt zwar auch nicht wirklich hart auf der Straße, ist in dem Punkt aber doch deutlich straffer und dynamischer als der Range Rover, den man sich eher mit Familie an Bord vorstellt. Beim BMW steht die Fahrdynamik im Vordergrund, beim Range Rover mehr der Komfort. Wobei man auch beim Range Rover im Menü eine dynamischere Fahrwerkseinstellung und ein forciertes Motormanagement ansteuern kann. Dennoch bleibt der Brite mehr Wal als Hai, immerhin ein sehr sportlicher Wal.

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Während man im BMW Platz nimmt und sich das Auto straff überzieht, so betritt - oder besser noch: besteigt man den Range Rover. Innen sind beide ja sehr kuschelig, der Range Rover bietet aber ein entspannteres Raumgefühl, man genießt hier die Weite, auch hinten. Im BMW geht es auch innen ein wenig ambitionierter zu, man will mehr vorankommen als unterwegs sein.

Damit sind wir bei einem wesentlichen Punkt: Beide Fahrzeuge sind perfekt für das Zurücklegen langer Strecken, für die Autobahn, die Landstraße, meinetwegen dazwischen auch für einen kurzen Ausflug ins Gelände. Falsch aufgehoben wäre man damit etwa in sehr urbanen Siedlungsgebieten, in Wien-Neubau oder der Josefstadt bekäme man das wohl auch zu hören, und das mit Recht.(Michael Völker, DER STANDARD, 3.4.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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