Sharrows sollen Radler und Autofahrer daran erinnern, mehr Abstand zu halten - sei es zu parkenden Kfz oder zu Radfahrern beim Überholen.

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Wien - Es ist einige Wochen her, dass Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) erklärte, die verkehrspolitischen Kompetenzen der Bezirke einschränken zu wollen. Dort stieß das naturgemäß auf wenig Gegenliebe: "Wir sind im Grätzel und wissen, was die Leute wollen", wehrten sich rote Bezirksvorsteher.

Nun gießt die Verkehrsstadträtin mit dem Thema Radfahren erneut Öl ins Feuer: Die Stadt hatte sich nämlich für 2015 einen Radverkehrsanteil von zehn Prozent vorgenommen, mit derzeit 7,1 Prozent werden aber bis Jahresende nur maximal acht Prozent erreicht. Das geht Vassilakou "zu langsam für unseren Geschmack".

"Unverständliche Zögerlichkeit"

Mitschuld daran seien die Bezirke, bei denen 80 Prozent der Kompetenzen liegen, wo aber in den letzten Jahren "nichts weitergegangen" sei. Es gebe etwa in der ganzen Stadt nach wie vor nur zwei Radstraßen. Vassilakou würde sich diese für jeden Bezirk wünschen. Als parteipolitische Blockade durch die SPÖ wolle sie die ihr "unverständliche Zögerlichkeit" nicht verstehen - sie liege vielmehr an der persönlichen Einstellung der Bezirksvorsteher zum Radfahren.

Das Rathaus erhob, dass etwa die rot regierte Leopoldstadt von 2010 bis 2013 mit rund 6.300 Euro am wenigsten in den Radverkehr investierte. Der ebenfalls SP-regierte Alsergrund ist hingegen mit etwa 440.000 Euro Spitzenreiter.

Nicht von oben verordnen

Doch sogar dort zeigt man sich von Vassilakous Forderung nicht überzeugt. Es sei gut, Radstraßen zu thematisieren, diese aber den Bezirken von oben zu verordnen, mache wenig Sinn, sagt Bezirksvorsteher-Vize Thomas Liebich (SPÖ) zum STANDARD. "Ich wüsste in Alsergrund keinen Ort, wo man eine Radstraße bräuchte." Wobei der Geldfaktor auch eine Rolle spiele. Trotz Förderungen durch die Stadt würde es teuer, wenn etwa Hauptstraßen umgebaut werden müssten, so Liebich.

Auf weniger Skepsis stoßen die von der Stadträtin geforderten Sharrows. Die weißen Radsymbole mit Pfeil sollen überall dort aufgesprüht werden, wo andere Maßnahmen wie Mehrzweckstreifen wegen der Enge nicht möglich sind. Das verhindere auch Unfälle durch sich plötzlich öffnende Autotüren, weil Radler auf mehr Abstand zu parkenden Kfz achten würden. Mit dieser Forderung hänge Vassilakou zwar "am Gängelband der Radlobby", man habe aber nichts dagegen, so Liebich.

Für 2015 hat sich die Stadt außerdem 18 Ausbauprojekte vorgenommen. Neben mehreren Lückenschlüssen wird der Judith-Deutsch-Steg realisiert, der um 4,7 Millionen Euro das Nordbahnhofareal an die Donau anbindet. (cmi, DER STANDARD, 3.4.2015)