Das Festival Imago Dei geht in die Zielgerade, wobei das heutige Konzert leider ausverkauft ist: "Musikhören erlaubt. Trinken erlaubt. Liegen, sitzen, Platzwechseln erlaubt. Gänsehaut erlaubt. Religion erlaubt. Heidnisch sein erlaubt", eröffnet Pianist Marino Formenti, der spielen wird, während das Publikum aus nächster Nähe zuhört, mit den Klängen mitwandert oder einmal auch von ihnen weggeht. Wer das Festival besuchen will, der konzentriert sich aber besser auf den Montag. Zum Finale wird sich das Ensemble Resonet, 1990 von Fernando Reyes gegründet, der Pflege von Pilgerliedern widmen. Konkret: Es geht um die ersten mehrstimmigen Gesänge, die schriftlich aufgezeichnet worden sind - die zwei- und dreistimmigen Gesänge im Codex Calixtinus, die in der romanisch-gotischen architektonischen Polyphonie der Kathedrale von Santiago de Compostela gesungen wurden. Zu der Wirkung der Gesänge heißt es: "Die Klänge der Gesänge, ihre Rhythmen, ihre Melodien, wurden von den Pilgern mit auf den Rückweg in ihre Heimat genommen. Wenn jemand traurig gekommen war, so ist er fröhlich mit den Liedern wieder gegangen." (tos, DER STANDARD, 3.4.2015)