Auch bei fortgeschrittenen Melanomerkrankungen könnte in Zukunft eine Aufeinanderfolge medikamentöser Therapie möglich werden. Ein internationales Spezialistenteam unter Beteiligung von Wiener Experten hat vor wenigen Tagen in "Lancet Oncology" online eine Wirksamkeitsstudie mit einem monoklonalen Antikörper nach Fehlschlagen anderer ähnlicher Therapien publiziert. Es gab relativ gute Ergebnisse.
Wirksame Antikörper
Bis vor wenigen Jahren war das fortgeschrittene Melanom mit Metastasen und ohne Möglichkeit, die Tumore chirurgisch zu entfernen kaum effektiv zu behandeln. Die üblichen Chemotherapien zeigten nur wenig Wirkung.
Erst mit neuen, zielgerichteten Arzneimitteln wurde das möglich. So wirkt das vor rund vier Jahren zugelassene Medikament Vemurafenib. 70 Prozent der Melanome weisen das aktivierte Krebsgen BRAF auf. Bei Vorliegen einer bestimmten Mutation (BRAF V600E; bei 50 Prozent der Melanome) fördert das Medikament den programmierten Zelltod.
Ebenfalls bereits seit einigen Jahren gibt es mit dem monoklonalen Antikörper Ipilimumab, ein Biotech-Medikament, das ebenfalls gezielt beim Melanom eingesetzt werden. Der Antikörper blockiert den CTLA-4-Rezeptor auf Immunzellen und hemmt damit die beim Melanom auftretende Schwächung der Abwehrreaktion gegen die Tumorzellen.
Problematische Resistenzen
Allerdings tritt nach einiger Zeit Resistenz bei den Tumorzellen gegen diese Medikamente auf. Sinnvoll wäre also ein Ausweg über zusätzlich wirksame Arzneimittel. Die Wissenschafter einer internationalen Studiengruppe, unter ihnen Christoph Höller von der MedUni Wien, untersuchten daher eine mögliche Folgetherapie mit dem monoklonalen Antikörper Nivolumab.
Dieser wiederum bindet am sogenannten PD-1-Rezeptor von T-Lymphozyten und verstärkt damit die Abwehrreaktion. Sowohl Ipilimumab als auch Nivolumab sind derzeit die Paradebeispiele für eine neue "Immuntherapie" bei verschiedenen Krebserkrankungen.
Die Wissenschafter nahmen an 90 Zentren in 14 Staaten rund 400 Patienten mit fortgeschrittenem und per Chirurgie nicht behandelbarem Melanom in die Studie auf. Bei ihnen musste die Erkrankung bereits resistent gegen zuvor gegebenes Ipilimumab und/oder Vemurafenib sein. Zwei Drittel (272) erhielten Nivolumab-Infusionen alle zwei Wochen, der Rest verschiedene Chemotherapien.
Positive Ergebnisse
Die Ergebnisse waren für die Situation der bereits mehrfach therapierten Patienten relativ gut: 31,7 Prozent der ersten 120 Patienten, die mit Nivolumab behandelt wurden, zeigten noch ein objektiv feststellbares Ansprechen auf die Behandlung. In der Chemotherapie-Gruppe waren es unter den ersten 47 Behandelten nur 10,6 Prozent. Gleichzeitig brachte die Therapie mit dem neuen Arzneimittel auch weniger Nebenwirkungen mit sich als die Behandlung mit den Zellgiften (Dacarbazin, Paclitaxel und Carboplatin).
"Nivolumab stellt eine neue Behandlungsmöglichkeit mit einem objektiven und klinisch relevant anhaltenden Ansprechen von Patienten dar, bei denen es bisher kaum eine Therapiemöglichkeit gab", schrieben die Fachleute in "Lancet Oncology". (APA, derStandard.at, 2.4.2015)