Seit Jahren kann die öffentliche Finanzierung der Universitäten mit den steigenden Studierendenzahlen nicht mithalten. Daher sind heute private Mittel als zusätzliche Finanzierung für die Unis von großer Bedeutung. In jüngster Zeit steht auch die Frage im Raum, wie Spenden und private Stiftungsgelder für Wissenschaft und Forschung verstärkt mobilisiert werden können. Faktum ist, dass Österreich, was Privatstiftungen anbelangt, im Vergleich zu den nordischen und angelsächsischen Ländern, aber auch zur Schweiz und zu Deutschland unterentwickelt ist. Hochdotierte Spenden wie etwa die zehn Millionen Euro der InvictaPrivatstiftung an das Institute of Science and Technology Austria (IST-A) zählen zu den Ausnahmen. Dies ist historisch begründet, aber nicht nur.

Die Aufgabenbereiche der Privatstiftungen entwickelten sich in Europa schon seit dem 17. Jahrhundert entlang von Gesellschafts- und Staatsversagen. Damit wurden die Schaffung von langfristigen Problemlösungen und die Förderung von dafür notwendigen sozialen bzw-. technologischen Innovationen zu den Kernmotiven von Stiftungen. Der Zweite Weltkrieg brachte dann eine Zäsur. Mit Vertreibung und Ermordung des jüdischen (Groß-) Bürgertums wurde das Mäzenatentum stark reduziert beziehungsweise ausgelöscht. Versuche, dieses nach dem Kriegsende wieder zu etablieren, dauerten lang und sind unterschiedlich gut gelungen. So hat sich etwa die Stiftungslandschaft trotz anfänglicher Schwierigkeiten in Deutschland und Spanien wieder erholen können und verzeichnet dort seit den 1980er-Jahren ein überproportionales Wachstum. In Österreich, Frankreich oder Belgien ist dies hingegen nur in geringem Ausmaß gelungen.

In den USA entwickelten sich Stiftungen vor einem anderen Hintergrund. Zwar haben Privatstiftungen auch hier ihre Wurzeln bereits im 18. Jahrhundert, allerdings nahmen sie hier stets die Rolle als "social entrepreneur" ein. Das brachte mit sich, dass US-amerikanische Stiftungen in der Durchsetzung sozialer Innovationen eine wichtige Rolle spielten und Unterstützung vor allem in Bereichen anboten, in denen der Staat per se überhaupt nicht tätig war. Hierzu zählten u. a. die Einrichtung von Universitäten und das Angebot von Hochschulausbildung. Zusätzlich entstanden mit Beginn des 20. Jahrhunderts Stiftungen durch Spenden von Einzelpersonen mit immens großem Vermögen (wie die Rockefeller- oder die Guggenheim-Stiftung), deren Aktivitäten sich im Wesentlichen auf die Bereiche Medizin, Bildung und Wissenschaft und Forschung konzentrierten. Erst in der Nachkriegszeit verstärkte sich in diesen Bereichen das staatliche Engagement.

Vor diesem historischen Hintergrund ist nun die Stiftungslandschaft in Österreich zu sehen. Hinzu kommen Rahmenbedingungen, die dafür ausschlaggebend sind, ob das Modell der gemeinnützigen Privatstiftung oder das Stiften überhaupt attraktiv ist. In Österreich gelten Regelungen, die offensichtlich demotivierend wirken: Die Gemeinnützigkeit und damit die steuerlich bevorzugte Behandlung sind nicht an die Rechtsform der Stiftung gebunden, die Bestimmung der Unmittelbarkeit, die Intermediäre wie Forschungsförderinstitutionen nicht erfasst, oder auch die (im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz) viel geringere Abzugsfähigkeit von Spenden und Zustiftungen. Privatstiftungen in Österreich dienen damit mehr der Nachfolgeregelung und dem Gläubigerschutz als sonstigen Zwecken.

Wir brauchen in Österreich wesentliche Anreizmechanismen im Steuerrecht. Statistische Zahlen belegen diesen Handlungsbedarf. Österreichs öffentliche Ausgaben für F&E sind im internationalen Vergleich beträchtlich, die Mittel aus dem privaten gemeinnützigen Bereich aber überschaubar.

Es besteht also Entwicklungspotenzial - insbesondere, weil private Mittel dazu beitragen können, die Vielfalt an Universitäten zu fördern, Innovationen zu generieren und Bewegungsspielraum zu verschaffen. So ist es oftmals gerade die private Wissenschaftsförderung, die es ermöglicht, neue Impulse zu setzen oder unkonventionelle Themen aufzugreifen. Visionen und Stärken der Universitäten nehmen hierbei einen entscheidenden Stellenwert ein.

Noch wichtiger ist es allerdings, dass es den politischen Entscheidungsträgern gelingt, die Bevölkerung für ein Engagement in Wissenschaft und Forschung zu sensibilisieren und zu motivieren. Für Letzteres bedarf es vor allem Vertrauen - Vertrauen in die Politik, die nicht zuletzt darüber entscheidet, ob es ein Frühlingserwachen gibt oder nicht. (Brigitte Ecker, DER STANDARD, 2.4.2015)