Fährt noch mal mit: der 2013 verstorbene Paul Walker.

Foto: Universal Pictures

Filmtrailer zum aktuellen "Fast & Furious"-Teil.

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Wien - Ganz nah zoomt die Kamera an Brians (Paul Walker) Gesicht heran. Entschlossen blickt er über das Lenkrad. Motorengeheul, Schnitt, Seitenansicht. Brian sitzt im Minivan, auf der Rückbank sein kleiner Sohn. Die Straßenrennfahrer sind häuslich geworden. Der Höhepunkt der neuen Biederkeit: Man vermisst die sonnengebräunten Mädchen mit den mit nichts geizenden Tops und Röckchen nicht einmal! Stärker als die Lust am Thrill ist Sehnsucht nach Liebe, einem Zuhause.

Wird der "Hirn aus, Action an"-Blockbuster in der siebenten Auflage erwachsen? Fans seien beruhigt: nicht ganz! Doch die Schlacht, in die Dom (Vin Diesel) und Co diesmal ziehen, ist die eines Vaters, der seine Familie verteidigt. Die Bedrohung: Jason Statham als Deckard Shaw, der Rache für seinen Bruder will. Stoßstange an Stoßstange führt die Jagd von Los Angeles über den Kaukasus und Abu Dhabi zum Showdown zurück an den Start.

Leere Kilometer? Keineswegs! Erstens sind Straßen eben das, wo es in Fast & Furious zur Sache geht. Und zweitens bietet jeder Schauplatz Gelegenheit für einen großen Auftritt: Sei es per Auto mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug "springend" oder im Lykan Hypersport durch phallisch in den Sonnenuntergang ragende Hochhaustürme brechend. Mehr Testosteronromantik geht kaum. 250 Millionen Dollar soll das Produktionsbudget dafür betragen haben, 2,5 Milliarden Dollar hat das Franchise mit seinen sechs Teilen bisher eingespielt.

Körperlich bleiben die schweren Jungs und nicht minder schweren Mädels bei alldem verwunderlich unversehrt. Realismus ist keine Kategorie, in der Regisseur James Wan (Saw) denkt. Muss er auch nicht. Gerade das Überzeichnete macht den Reiz der inhaltlich dünnen, aber imposant bebilderten Serie aus. Deshalb wirken ruhige Momente (Zweisamkeit, Familienglück) inmitten des Einheitsgatschs aus Bildern von glänzenden Muskeln, Explosionen und Rücklichtern auch zuweilen seltsam fremd.

Der neue, sensible Tonfall mag mit dem Tod Paul Walkers zusammenhängen. Als der Darsteller 2013 bei einem Autounfall starb, waren die wichtigsten Szenen mit ihm schon abgedreht. Allfällige Lücken konnte man mit Altmaterial und Walkers Brüdern als Einspringern nahtlos füllen. Dafür wird das Ende zu einer Liebeserklärung an den Verstorbenen, der seit den Anfängen 2001 dabei war, wenn sich Figur Dom und Darsteller Vin Diesel in Personalunion von ihm verabschieden: "Du wirst immer mein Bruder bleiben!"(Michael Wurmitzer, DER STANDARD, 2.4.2015)