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Die Gardemusik in Wien bringt zum Zehnjahresjubliäum des Bundespräsidenten Gerald Klug, Heinz Fischer und seiner Frau Margit ein Ständchen.

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Schreiben wir einmal etwas Positives über die österreichische Seele und ihre Ausformung in der politischen Realität: Was das Land so liebens- und lebenswert macht, ist die Bodenständigkeit seiner Bewohner und ihr Festhalten an lokalen Traditionen. Das lassen sich die Österreicher manchmal auch etwas kosten.

Deshalb kann es Verteidigungsminister Gerald Klug vielleicht gelingen, einige zumeist verwaiste Kasernen zu schließen. Aber der Plan, aus neun Militärmusikkapellen vier zu machen, ist zu Recht am Widerstand der ÖVP und der von ihr regierten Länder gescheitert.

Eine Landesverteidigung ohne eine konsequenten musikalischen Regionalismus ist einfach unvorstellbar. Schon im Ersten Weltkrieg war der k. u. k. Armee der richtige Takt wichtiger als eine effektive Bewaffnung.

Kapellen ohne Marschmusik?

Ob die neun auf jeweils 20 Mann geschrumpften Kapellen dann neben der obligatorischen Bundeshymne in Zukunft richtige Märsche spielen und den Großen Zapfenstreich zustande bringen werden, wird gerade heftig diskutiert. Der niederösterreichische Militärkommandant bezweifelte das im Ö1-"Morgenjournal". Das Ministerium sieht die Musikqualität nicht in Gefahr, räumt aber ein, die Minikapellen in jedem Bundesland waren die zweitbeste Lösung.

Dabei sollte sich jeder über dieses Ergebnis freuen. Der Effizienzwahn wurde wieder einmal in seine Schranken gewiesen, der Lokalpatriotismus hat über den schnöden Mammon gesiegt.

Keine Chance für Sparideen?

Vor allem kann man sich nun gewiss sein, dass auch andere verrückte Reformideen, die zuletzt vor allem von Finanzminister Hans Jörg Schelling in die Welt gesetzt wurden, wenig Chance auf Verwirklichung haben. Eine einheitliche Rechnungslegung der Länder, die Eindämmung der Landeshaftungen, weniger Spitalsbetten in den Landeskrankenhäusern, vielleicht sogar eine einheitliche Lehrer- und Schulverwaltung – wo kämen wir da hin?

Okay, mit einer durchgreifenden Verwaltungsreform wären zwar viele Milliarden einzusparen, die im Budget und bei der Erfüllung zentraler öffentlicher Aufgaben fehlen. Aber den Verlust an Eigenständigkeit ist dieses Geld nicht wert, sind zumindest die führenden Landespolitiker überzeugt. Und diese sind zum Glück die wahren Mächtigen des Landes.

Deshalb freuen wir uns über die neun Militärkapellen, auch wenn sie vielleicht nicht mehr so schön spielen wie früher. Denn wir wissen, in dieser Republik wird manches etwas schlechter, aber im Grunde bleibt alles beim Alten. Das ist doch beruhigend. (Eric Frey, derStandard.at, 2.4.2015)