Ein aus abgestorbenen weißen Blutkörperchen gewonnenes Proteinkonzentrat (APOSEC) kann in Tierversuchen eine nach einer Rückenmarkverletzung auftretende Nervenschädigung verringern. Dementsprechende Resultate haben jetzt Wissenschafter der MedUni Wien veröffentlicht. Bereits vor Jahren haben sie ähnliches in einem Herzinfarkt-Tiermodell belegen können.
In der neuen Studie wurde das Mittel 40 Minuten nach der akut herbeigeführten Rückenmarkverletzung in die Bauchhöhle der Versuchstiere injiziert. Dadurch hätte man "folgenschwere Lähmungen" vermeiden können, die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Experimental Neurology von der Wissenschaftergruppe um Hendrik Jan Ankersmit an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie im AKH veröffentlicht worden. Es handelt sich um eine Doktorarbeit von Thomas Haider (Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie).
Regt Gefäßneubildung an
Bei dem Proteinkonzentrat handelt es sich um lösliche Eiweißstoffe, die von weißen Blutkörperchen nach Bestrahlung ausgeschüttet werden. Die Wissenschafter setzen humanes virusinaktiviertes APOSEC ein, dessen Gebrauch die österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) für die klinische Prüfung am Menschen freigegeben hat.
Außerdem hätte man zeigen können, dass das Mittel die Regeneration durch Gefäßneubildung nach derartigen Verletzungen ankurbelt, hieß es. Der Effekt sei umso besser gewesen, je früher man die Proteinmischung verabreicht hätte.
Man nimmt an, dass Ausschüttung von neuroprotektiven Proteinen (CXCL1 und BDNF) für den Effekt verantwortlich ist. CXCL1 ist für Gefäßneubildung verantwortlich, der Brain Derived Neurotrophic Factor schützt Hirngewebe.
Von der Forschungsgruppe wurde zusätzlich nachgewiesen, dass die Injektion von APOSEC auch bei einem experimentellen akuten Schlaganfall positive Effekte zeigt. Die durch den Schlaganfall bei Tieren hervorgerufenen Schädigungen konnten um 30 Prozent verringert werden.
Ankersmit: "Das Infarktvolumen wird damit deutlich reduziert." Diese Studie wurde vom Diplomstudenten des CD-Labors und wissenschaftlichen Mitarbeiter der Neurologischen Abteilung der MedUni Wien, Patrick Altmann, durchgeführt. (red, derStandard.at, 1.4.2015)