Der Tesla S lässt sich auch sportlich bewegen, ja er verleitet anfangs richtiggehend dazu. E-Mobilität vermag also durchaus Oberklasse und Emotionen zu vereinen.

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Tesla-Chef und -Mitgründer Elon Musk beweist mit dem Tesla Model S, dass die E-Mobilität schon marktreif ist - auch wenn sie ihren Preis hat.

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E-Flotte: Rund um den Amsterdamer Flughafen Schiphol sind über 150 Tesla-Taxis im Einsatz.

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Als Elon Musk mit 17 Jahren von Südafrika nach Kanada auswandert, um so den Wehrdienst in seiner Heimat nicht antreten zu müssen, hat er bereits seinen ersten Deal abgeschlossen. Im zarten Alter von zwölf Jahren entwickelte, programmierte und verkaufte er ein Computerspiel. Um den Vertrieb kümmerte er sich nicht - Abnehmer war damals eine Fachzeitschrift. In Kanada angekommen, studiert Elon Musk erst an der Queen's University in Ontario, wechselt dann nach Pennsylvania und endet an der Stanford University im Silicon Valley, wo er seinen Abschluss in Physik dann doch nicht machte.

Angeblich hängt er dort nach nur zwei Tagen sein Studium an den Nagel und stößt sich am boomenden Internet gesund. Der Bezahldienst Paypal geht auf ihn zurück, und bereits mit seiner ersten Firma, Zip2, die Inhalte an Medienunternehmen verkaufte, machte Musk Millionen, als er das Unternehmen 1999 an Compaq verkauft.

Raketen und Autos

Schon Ende der 1990er-Jahre ventilierte Elon Musk das erste Mal die Idee, ein Auto mit einem Computer zu fusionieren, erinnert er sich heute. Doch bevor er sich 2003 Martin Eberhard, Marc Tarpenning und Jeffery Straubel anschließt, um mit ihnen Tesla Motors aufzubauen, gründet er die Raumfahrtfirma SpaceX, die zum Beispiel unbemannte Raumflüge zur Versorgung der Raumstation ISS verkauft. Das spielte den Skeptikern in die Hand, die ihn als Traumtänzer abzutun versuchten - und damit auch seine Idee von einem Elektroauto.

Doch Musk ist erfolgreich. Mit SpaceX - er schafft es Raketen ins All zu schießen, zu Preisen, die den Buchhaltern der Nasa das Blut gefrieren lassen - und mit Tesla. Er stellt 2006 mit dem Roadster einen E-Sportwagen auf die Räder, der eine reine Endorphinmaschine ist. Nur halt leise.

Abseits der Masse

2009 präsentierte Tesla auf der IAA zum ersten Mal das Konzept eines Oberklasseautos: das Model S. - Tesla baut ganz bewusst Autos abseits der Masse, um Kunden zu erreichen, die gewohnt sind, viel Geld für ein Auto auszugeben.

Rund 72.000 Euro zahlt man für einen Tesla Model S. Um rund 140.000 Euro bekommt man einen vollausgestatteten Tesla Model S P85D. Damit fällt man in der Kategorie der Oberklasse nicht unangenehm auf. Denn im Gegenzug gibt es beim Allrad-Spitzenmodell - halten Sie sich bitte kurz fest - geschmackige 700 PS aus zwei Elektromotoren, die den Tesla in 3,4 Sekunden mit einem leisen Pfeifen auf 100 km/h beschleunigen.

Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 250 km/h, die Reichweite auf dem Papier bei 480 Kilometer, in Wirklichkeit sind - nach wenigen Wochen - die 300 Kilometer kein Problem. Kurz nach dem Kauf wird man das nicht schaffen, weil die Versuchung, bei jedem Ampelstart das Gaspedal durchzutreten, viel zu groß ist.

Gewisse Gewöhnungsphase

Es dauert ein paar Tage, bis einen das hochwertige Ambiente im Innenraum davon überzeugt, in einem Auto der Oberklasse zu sitzen und darum den eigenen Fahrstil auch entsprechend zu wählen. Das berühmte "Es reicht mir zu wissen, dass ich jederzeit kann, das muss ich mir nicht ständig beweisen" gelingt erst nach einer Gewöhnungsphase.

Dann beginnt man die Computerwelt des Elon Musk - und deren Verbindung zum Auto, von der er bereits vor 20 Jahren träumte - einzutauchen. Ein riesiger Touchscreen in der Mittelkonsole bildet die Kommandozentrale und ersetzt so gut wie alle Knöpfe und Schalter im Cockpit.

Immer im Internet

Allein zwei Stöcke ragen hinter dem Lenkrad hervor und dienen als Bedienhilfe für Blinker, Getriebe und Scheibenwischer. Alles andere regelt man intuitiv über den Touchscreen - vom Öffnen des Schiebedachs bis hin zur Klimaanlage. Das Autoradio ist gleichzeitig ein Webradio, und der Tesla hängt, wann immer es geht, im Internet.

Das heißt aber nicht nur, dass man einfach Navigieren, im Stau seine E-Mails abrufen, im Netz surfen kann. Tesla Motors selbst kann berührungslos auf das Fahrzeug zugreifen, bei Problemen direkt ein Update einspielen oder einen Fehler online beheben. Tesla kann also permanent Daten wie Standort, gefahrene Geschwindigkeit oder Klimaanlageneinstellungen ablesen. Das gläserne Auto.

Emotion und Oberklasse

Um den Datenstrom zu unterbinden, muss man wohl, wie beim Computer, den Tesla vom Netz zu nehmen, den Stecker ziehen. Dabei macht gerade der Stromanschluss viel des Reizes des Tesla aus. Zum einen fährt es sich lautlos sehr komfortabel. Dann haben die E-Motoren ein gesichtsstraffendes Drehmoment, das einem ein permanentes Lächeln zaubert. Wie das auch die NoVA macht, die man für den Tesla nicht zahlt, oder die geringen Erhaltungskosten.

Tesla-Chef und -Mitgründer Elon Musk beweist mit dem Tesla Model S, dass die E-Mobilität schon marktreif ist - auch wenn sie ihren Preis hat.

Der Tesla S lässt sich auch sportlich bewegen, ja er verleitet anfangs richtiggehend dazu. E-Mobilität vermag also durchaus Oberklasse und Emotionen zu vereinen. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD Rondomobil)