Bozen/Innsbruck - Nord- und Südtiroler Forscher arbeiten an einer Strategie, um den Befall von heimischen Obstbäumen und Weinreben mit schädlichen Mikroorganismen frühzeitig feststellen zu können. Dazu wollen sie die Abbauprodukte des Blattgrüns nutzen, teilte die Universität Innsbruck am Mittwoch in einer Aussendung mit.

Der Befall der in Nord- und Südtirol wichtigen Kulturpflanzen Apfel, Marille und Zwetschke mit von Bakterien ausgelösten Pflanzenkrankheiten wie Apfeltriebsucht und Steinobstvergilbung verursachen laut den Wissenschaftern große Schäden. Was dabei allen Pflanzenkrankheiten gemeinsam sei, ist das frühe Vergilben der Blätter. Und dieses ist ähnlich wie bei der herbstlichen Verfärbung ein Zeichen für den Abbau des Blattgrüns (Chlorophyll).

Auf die Abbauprodukte kommt es an

"Wir haben die Mechanismen des Chlorophyll-Abbaus während der Herbstfärbung und bei der von Schädlingen ausgelösten Vergilbung verglichen", erläuterte Bernhard Kräutler vom Institut für Organische Chemie an der Universität Innsbruck. Dabei habe die Forschungsgruppe festgestellt, dass in kranken Pflanzen generell weniger Chlorophyll vorhanden sei als in gesunden. Zudem setze der Abbau wesentlich früher ein. Allerdings seien die beim Chlorophyll-Abbau entstehenden Produkte deutlich vielfältiger als bisher angenommen. Außerdem traten dabei neue, bisher unbekannte Abbauprodukte auf. "Dies macht die Aufgabe für uns sehr komplex und wirft auch viele neue wissenschaftliche Fragen auf", meinte Kräutler.

Nun müssten die Wissenschafter herausfinden, welches der Abbauprodukte für eine frühzeitige Erkennung des Schädlingsbefalls geeignet ist. Dieses könnte dann als Biomarker für den Befall heimischer Nutzpflanzen durch mikrobielle Schädlinge dienen. "Ein Fernziel unserer Forschungen ist es, den Landwirten auf dem Feld ein einfaches Werkzeug in die Hand zu geben, mit dem sie den Pflanzensaft aus den Blättern analysieren und so sehr viel früher als bisher kranke Pflanzen identifizieren können", hob Michael Oberhuber vom Versuchszentrum Laimburg hervor. Eine derartige Technologie würde wohl weltweit auf großes Interesse stoßen.

Die Pilotstudie wurde vom Europäischen Fonds für Regionalentwicklung im Rahmen eines Interreg IV-Projektes gefördert. Ein Nachfolgeprojekt zur weiteren Erforschung des Chlorophyll-Abbaus in kranken Pflanzen ist bereits beantragt, hieß es. (APA, derStandard.at, 4.4. 2015)