Wer sich daheim ein Schwein brät, weiß nun, wo das Tier aufgezogen und geschlachtet wurde.

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Wien - Im Supermarkt schauen die Österreicher gern auf die Herkunft des Fleisches, sagt Karl Feichtinger, "beim Wirt jedoch fragt keiner nach". Und solange Konsumenten nicht mehr Druck machten, werde sich am oft intransparenten Ursprung von verarbeiteter Ware wenig ändern. Feichtinger ist Chef von Wech, mit 150 Millionen Euro Umsatz einer der größten Geflügelbetriebe des Landes.

Er begrüßt die neue EU-Vorgabe, wonach frisches und gefrorenes Fleisch ab sofort auf der Verpackung Auskunft über Aufzucht und Schlachtung der Tiere geben muss. Bei Rindern ist das seit zehn Jahren üblich - seit 1. April ist die Herkunftsangabe auch für Geflügel, Schweine, Schafe und Ziegen verpflichtend. Auf freiwilliger Basis passiere das in Österreich seit langem, sagt Feichtinger. Nun sei das Ganze Vorschrift und werde wohl mehr Transparenz bringen. Denn mehr als die Hälfte des in Österreich konsumierten frischen Putenfleisches etwa stamme aus dem Ausland. Bei Hühnern liege der Anteil bei einem Fünftel. Hierzulande werde oft nur verpackt.

Nichtdeklariertes Pferdefleisch

Die neue Regel hat ihre Wurzeln im Skandal um nichtdeklariertes Pferdefleisch des Jahres 2013. Dieses ist von der neuen Regelung allerdings nicht erfasst. Abgesehen davon hält Hans Schlederer, Chef der Schweinebörse, den Nutzen der EU-Vorgabe für den österreichischen Konsumenten für gering. "Es ist ein richtiger Schritt, jedoch nur ein halber. Er fängt zu spät an und greift zu kurz."

Erstens bleibt der nicht gerade unwesentliche Geburtsort der Tiere für Konsumenten weiter verborgen. Zweitens klammert die Kennzeichnungspflicht verarbeitete Fleischwaren zur Gänze aus: Das beginnt bei Mariniertem wie Geschnetzeltem und Vorgefertigtem wie Cordon bleu. Die Regelung umfasst zudem weder Wurst noch Schinken, nicht zu sprechen von Suppenwürfeln, Pizza oder Lasagne. Drittens endet die neue Transparenz, und das ist der größte Makel aus Sicht der Kritiker, beim Großhandel, in Großküchen und vor allem in der Gastronomie.

Außer-Haus-Verzehr

Mehr als die Hälfte des Frischfleisches werde in Österreich mittlerweile außer Haus konsumiert, rechnet Schlederer vor. Änderten die Wirte ihr Einkaufsverhalten nicht - was sie ja auch nicht müssen -, bleibe es wohl auch künftig beim hohen Anteil an Importen.

Im Lebensmittelhandel käme bereits jetzt in Summe mehr als 90 Prozent des frischen Fleisches aus Österreich, sagt Schlederer. Ausnahme sei etwa Lidl, der Schweinernes für die Marke Metzgerhof in Deutschland beziehe. Der Großhandel aber bediene sich unterm Strich gut zur Hälfte aus dem kostengünstigeren Ausland.

Das unterstreicht auch die Landwirtschaftskammer, die sich für ihre Klientel, die Bauern, in die Bresche wirft. Wenn es zu einer verpflichtenden Herkunftsangabe für Fleisch in der österreichischen Gastronomie komme, werde dies einen spürbaren Effekt auf die derzeit hohe Importquote haben. Gut 50 Prozent des Rindfleisches in der Gastronomie stammen nämlich aus dem Ausland. Der geforderte nächste Schritt: Angabe der Fleischherkunft auf Speisekarte.

Die vielen Ausnahmen bei der neuen EU-Regelung werden auch von Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten kritisiert. Wenn nach Schätzungen der EU-Kommission je nach Mitgliedsland zwischen 30 und 50 Prozent des verkauften Fleisches verarbeitet sind (sogenanntes "processed meat"), bleibt über weite Strecken die Herkunft weiter diffus, ärgert sich Vier-Pfoten-Sprecherin Elisabeth Penz.

Wichtig für die Orientierung im Handel: Für den Fall, dass Geburt, Mast und Schlachtung in ein und demselben Land erfolgten, kann dies ab jetzt mit einer einzigen Angabe wie "Ursprung Österreich" oder "Herkunft Österreich" sichtbar gemacht werden. (Verena Kainrath, Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 1.4.2015)