In seinen vier Jahren an der Spitze der AUA ist es Jaan Albrecht nicht nur gelungen, eine Pleite der Fluglinie abzuwenden, sondern sie auch zum kostengünstigsten Netzwerk-Carrier im Lufthansa-Konzern zu machen. Dazu hat auch ein Bordbetriebsrat beigetragen, der bei aller kämpferischen Rhetorik im Vergleich zur deutschen Pilotengewerkschaft viel Vernunft hat walten lassen.

Aber Albrechts Wechsel zum Ferienflieger Sunexpress zeigt, dass die Lufthansa-Führung beim Kostensenken schon weiterdenkt. Neben dem neuen Billigflieger Eurowings, der in der Aufbauphase vom AUA-Personal geflogen und gewartet werden soll, spielt Sunexpress eine zentrale Rolle in der neuen Konzernstrategie. Das Joint Venture mit Turkish Airlines ist heute schon so billig, dass es mit beinharten Rivalen wie Ryanair mithalten kann - und ist gerade im wichtigen Mittelmeergeschäft gut aufgestellt.

Aber die Partnerschaft mit den Türken ist schwieriger geworden, seit man sich auf der Mittel- und Langstrecke immer stärker konkurriert. Hier wird ein Luftdiplomat wie Albrecht, der jahrelang als Chef der Star Alliance zwischen den Airlines vermittelt hat, offenbar dringend gebraucht.

Wenn Albrecht in Antalya Erfolg hat - und damit rechnet Lufthansa-Chef Carsten Spohr offenbar -, dann werden die Zeiten für seinen Nachfolger in Wien noch härter werden. Denn in der europäischen Luftfahrt sind die Kosten der etablierten Carrier immer noch zu hoch. (Eric Frey, DER STANDARD, 1.4.2015)