Wenn die letzte Zigarette in den Beisln und Kaffeehäusern dieses Landes ausgedämpft ist, wird Österreich in Sachen Nichtraucherschutz und Rauchprävention noch immer weit hinterherhinken. Denn nicht nur das Qualmverbot in Lokalen, das laut Regierung bis zum Sommer stehen soll, ist international gesehen längst Status quo - in Irland und Italien zum Beispiel seit über zehn Jahren. Auch Länder, die unter 18-Jährigen noch das Rauchen in der Öffentlichkeit erlauben, sind europaweit inzwischen die Ausnahme. Die bittere Wahrheit ist: In Österreich geschieht zu wenig, um Jugendliche vom Rauchen abzuhalten.

Dennoch machen die Grünen mit dem Vorschlag für ein Verbot des Tabakverkaufs an Jugendliche unter 18 Jahren, was man ihnen in letzter Zeit mehrmals vorwarf: Wieder einmal ein Verbot verlangen. So wollten sie auch schon Zigarettenautomaten, zu hohe Mieten oder Heizpilze in Gastgärten verbieten. In diesem Fall haben sie aber Recht: Jugendliche sollten nicht rauchen. In Österreich tun es aber überdurchschnittlich viele. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) erteilte der Idee zuletzt mit der Begründung eine Absage, man könne Jugendlichen nicht das Wahlrecht zuerkennen, gleichzeitig aber das Rauchen verbieten.

Warum dieses Zögern und Zaudern in Sachen Jugendgesundheit? Ein Wahlrecht für 16-Jährige hat klare Vorteile: Es vermag im Idealfall politisches Interesse zu wecken und macht sie zu Beteiligten am demokratischen Prozess. Doch welchen Vorteil hat es, 16-Jährigen das Rauchen zu erlauben? Ihren Wunsch, "cool" zu sein, bezahlen sie langfristig mit ihrer Gesundheit.

Also kann man ÖVP und SPÖ, wenn sie im Sommer das totale Rauchverbot in der Gastronomie präsentieren, kein entschlossenes Vorgehen in der Sache abnehmen. Denn sie schieben zugleich das Problem der jugendlichen Raucher auf die lange Bank. Eine Studie der OECD aus dem Jahr 2013 hat gezeigt, dass jeder vierte Jugendliche in Österreich zumindest einmal pro Woche raucht; von den Mädchen sogar fast jede Dritte. Damit führt Österreich unter den Industriestaaten die Statistik an. Eine deutlichere Sprache können Zahlen nicht sprechen. Außerdem reichen die sinnvollsten Gesetze allein - deren Einhaltung zudem oft lasch kontrolliert wird - nicht aus, Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Deshalb gibt es in Österreich auch viele noch jüngere Raucher.

Was es daher noch dringender braucht als das Rauchverbot für Jugendliche, ist mehr Prävention. Allerdings ist Gesundheitsprävention in Österreich ein Stiefkind. Verglichen mit anderen Ländern hat Österreich zwar hohe Gesundheitsausgaben, gibt aber wenig für Vorsorge aus. Prävention wird gerne von Politikern angepriesen, Erfolge lassen sich aber selten binnen einer Legislaturperiode vorzeigen. Daher wird dafür relativ ungern Geld lockergemacht. Spätestens in den heimischen Schulen müsse in Sachen Raucherprävention "viel mehr passieren", meint auch Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention in Oberösterreich. Er fordert ein spielerisches Erlernen von Lebenskompetenz.

Auch die Autoren eines Artikels im Medizinmagazin The Lancet kritisierten kürzlich Österreichs Nachhinken in der Raucherprävention für Jugendliche. Wenn nicht mehr passiere, werde das Land seinen "beschämenden" Spitznamen nicht los. Der laute: "Aschenbecher Europas". (Gudrun Springer, DER STANDARD, 1.4.2015)