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Das Freundschaftsspiel zwischen dem Iran und Chile in St. Pölten verfolgten die iranischen Journalisten noch gemeinsam.

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Später bestiegen diese den Flieger nach Barcelona und wollten mit der Germanwings-Maschine wieder zurückkehren.

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Es hätte ein kurzer Aufenthalt für den Sportjournalisten Payam Y. in Europa werden sollen. Um über ein Spiel der iranischen Nationalmannschaft in St. Pölten und die europäischen Vereine zu berichten. Doch dann stürzten zwei seiner Kollegen mit dem Airbus von Germanwings ab, während er durch Zufall und mangels Rückflugtickets in Österreich auf sie wartete.

Drohanrufe

Noch im Schockzustand über den tragischen Tod seiner Freunde machte Y. im britischen "Guardian" das iranische Regime, in dessen Besitz oder Nähe die arbeitgebenden Medien der beiden angesiedelt sind, dafür mitverantwortlich, dass seine Kollegen in der Absturzmaschine saßen. Die Konsequenzen bekam er prompt zu spüren: Drohanrufe und Drohnachrichten habe er erhalten, sagt er dem STANDARD. Ein ehemaliger Arbeitskollege habe ihn gewarnt, dass auf dem Teheraner Flughafen die iranischen Revolutionsgarden auf ihn warten würden.

Zu seinen Aussagen und dem Ärger darüber, dass seine Journalistenkollegen ihre Flüge selbst bezahlen mussten und deshalb den Billigflieger wählten, steht Y. jedoch nach wie vor: "Ich habe ganz simpel Kritik geübt: Warum kann eine militärische Organisation mit einem riesigen Staatsbudget nicht den Rückflug der eigenen Reporter finanzieren?", sagte er dem persischen Dienst der Deutschen Welle. Eine Rückkehr in den Iran steht für ihn nun außer Frage, denn "es würde nichts Gutes auf mich warten", sagt er dem STANDARD. Am 29. März hat er deshalb in Österreich um politisches Asyl angesucht.

Politisches Asyl

Könnte er ungehindert zurückreisen, würde er das sofort tun, sagt Y. Vor allem, um seinen sechs Monate alten Sohn und seine Frau in Teheran wiederzusehen. Aber auch um seine 18 Jahre lange Karriere als Journalist im Iran, zuletzt als stellvertretender Chefredakteur der Sporttageszeitung "Iran Varzeshi", fortzusetzen. "Es war nie mein Plan, hierzubleiben", sagt er, doch nun sei er mit einer Situation konfrontiert, die er nie erwartet hätte.

Payam Y. ist der zweite iranische Journalist innerhalb einer Woche, der in Europa um Asyl ansucht. In Lausanne hat der Journalist Amir Hossein Motaqi, der noch für den iranischen Präsidenten Hassan Rohani wahlgekämpft hatte und über die Iran-Atomverhandlungen berichten sollte, um eine Aufenthaltserlaubnis gebeten. (Teresa Eder, derStandard.at, 1.4.2015)