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Laut dem EU-Report sind die häufigste Ursache für Lebensmittel-verursachte Infektionen, Campylobacter-Erkrankungen, die vor allem von kontaminiertem Geflügelfleisch, das nicht ausreichend erhitzt wird, stammen.

Foto: APA/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Wien/Stockholm/Parma - Lebensmittel-bedingte Erkrankungen sind mitunter nicht ungefährlich. Der aktuelle Bericht der EU-Lebensmittelbehörde (EFSA/Parma) und des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) zeigt, dass das größte Problem bei Campylobacter-Keimen liegt. Salmonellen sind auf dem Rückzug, Listerien werden häufiger. Österreich ist in einer relativ guten Position, heißt es in dem Bericht.

"Campylobacter-Infektionen beim Menschen haben sich nach einem über Jahre steigenden Trend stabilisiert, sind aber weiterhin die häufigste über Nahrungsmittel verbreitete Erkrankung in der EU. Listeriosen und VTEC-Infektionen (Verotoxin-bildende E. coli-Keime) haben bei Menschen zugenommen, während die Salmonellosen und Erkrankungen durch Yersinien zurückgegangen sind", stellten EFSA und ECDC vor kurzem fest. Der Report umfasst die Daten der 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie von Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz.

Problemland Tschechien

Die häufigste Ursache für Lebensmittel-verursachte Infektionen sind Campylobacter-Erkrankungen, die vor allem von kontaminiertem Geflügelfleisch, das nicht ausreichend erhitzt wird, stammen. 2013 wurden in der EU 214.779 bestätigte Fälle registriert, 2009 waren es 201.711, 2011 hingegen 223.998 Erkrankungen. Das bedeutete 2013 eine Erkrankungsrate von 64,8 pro 100.000 Einwohner.

Österreich liegt etwa in diesem Durchschnitt (5.726 Fälle und eine Erkrankungsrate von 67,7 pro 100.000). In Österreich betrug die Campylobacter-Erkrankungsrate im Jahr 2009 noch 53,9 pro 100.000 Einwohner. 2011 waren es 61 Fälle pro 100.000 Menschen. Extrem hoch ist die Erkrankungsrate (173,7 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2013) in Tschechien, extrem niedrig in Lettland (0,4), ebenso in Rumänien (1,1) und in Polen (1,4).

Keine Impfung von Tieren möglich

Die Campylobacter-Problematik ist relativ schwierig in den Griff zu bekommen. Gegen Salmonellen gibt es für Tiere eine Impfung, gegen Campylobacter hingegen noch nicht. Campylobacter ist zusätzlich auch noch ein Keim, der bei Geflügel natürlich im Darm vorkommt. Laut Bericht wäre die äußerst umstrittene Bestrahlung beziehungsweise das Besprühen mit Chlorlösung die einzige sicher funktionierende Option.

Offenbar weil für die Bekämpfung der Verbreitung von Salmonellen gute Mittel zur Verfügung stehen, konnte dieses Problem in den vergangenen Jahren recht gut unter Kontrolle gebracht werden. Jedenfalls gab es in der EU im Jahr 2013 82.694 per Laboruntersuchung bestätigte Fälle (20,4 pro 100.000 Einwohner). 2009 waren es noch 110.179 gewesen (24/100.000). In Österreich ist die Zahl der Salmonellen-Erkrankungen seit 2009 (2.775/33,2 pro 100.000 Einwohner) auf nur noch rund die Hälfte zurückgegangen. 2013 waren es 1.404 bestätigte Fälle (16,6 pro 100.000 Einwohner).

Damit liegt Österreich mittlerweile unter dem EU-Durchschnitt. Portugal hatte 2013 mit 1,6 Erkrankungen je 100.000 Einwohnern die geringste Rate, Tschechien mit 93,1 Fällen je 100.000 Einwohner die höchste. Auch Salmonellen in Lebensmitteln sind vom Konsumenten relativ leicht durch Erhitzen unschädlich zu machen. Für Produkte unter Verwendung von "rohen" Zutaten (z.B. die Eier beim Tiramisu) gebe es sichere Grundstoffe aus der Nahrungsmittelindustrie, so die Verfasser des Berichts.

Steigerung bei Listeriose-Fälle

Anders sieht es bei den Listerien-Erkrankungen aus. "Listeriose beim Menschen ist eine relativ seltene, aber schwere Zoonose, die mit schweren Erkrankungen, Hospitalisierung und hohen Todesraten in 'verwundbaren' Bevölkerungsgruppen verbunden ist", schreiben EFSA und ECDC. Von allen Zoonosen, also vom Tier stammenden Infektionserkrankungen ist die Listeriose die schwerste. 2013 gab es 1.763 bestätigte Listeriose-Fälle (0,44 pro 100.000 Einwohner) in der EU. 99,1 Prozent der Erkrankten mussten ins Spital aufgenommen werden. Es gab 191 Todesfälle (15,6 Prozent der Erkrankten).

Listerien können besonders Immungeschwächten und Schwangeren gefährlich werden. 2009 waren es in der EU beispielsweise 1.675 Erkrankungen (0,37 pro 100.000 Einwohner), 2012 wurden 1.644 (0,41/100.000) registriert. Dem Report zufolge waren es in Österreich im Jahr 2013 36 Erkrankungen (0,43/100.000). In Europa stieg die Zahl der Listeriose-Fälle von 2012 auf 2013 um 8,6 Prozent.

Die Ursache von Listerien-Erkrankungen liegt laut EFSA und ECDC in den meisten Fällen bei Fertigprodukten. Das traf in den vergangenen Jahren häufig auf abgepackten Fisch zu. Listerien können aber auch in Rohmilchkäse und vielen anderen Produkten auftauchen. (APA, derStandard.at, 31.3.2015)