Ultraschallbild der Darmwand mit einem verengten Abschnitt (Stenose). Die Darmwandeigenschaften werden von der Elastographie in Echtzeit farbkodiert, wobei die Farbe "Blau" härteres Gewebe anzeigt.

Foto: Baumgart

Berlin - Bei Patienten, die an Morbus Crohn leiden, kann verändertes Darmgewebe durch die Elastografie verlässlich diagnostiziert werden, sind Forscher der Charité Berlin überzeugt.

Der Einsatz dieser auf Ultraschall basierenden, nicht-invasiven Methode soll Medizinern künftig dabei helfen, den medikamentösen Behandlungserfolg zu objektivieren oder den optimalen Zeitpunkt für eine Operation festzulegen, heißt es in einer aktuellen Studie.

Nicht-invasive Methode bisher nicht möglich

Morbus Crohn zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die auf einer Fehlantwort des Immunsystems auf die Darmflora beruhen. Sie kann nicht nur in jedem Abschnitt des Verdauungstrakts auftreten, sondern als systemische Immunerkrankung praktisch alle Organe des Körpers betreffen. Dabei entzünden sich die Darmschleimhaut und andere Organe nicht nur oberflächlich, auch tiefere Schichten sind betroffen.

Etwa zwei von drei Patienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Vernarbungen der Darmwand. Daraus resultierende Engstellen müssen, wenn eine Medikamententherapie ineffektiv ist, operiert werden, um kleinere Darmabschnitte zu entfernen. Um den Zustand des Darmgewebes und den Behandlungserfolg der Medikamententherapie objektiv zu beurteilen, wurden bislang Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmitteln oder eine Darmspieglung mit einer Gewebeentnahme durchgeführt.

Eine nicht-invasive Beurteilung der mechanischen Gewebeeigenschaften des Darms war bisher nicht möglich. Die Charité-Wissenschaftler von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie haben in ihrer Studie nun erstmals den Einsatz der Elastografie bei Patienten mit Morbus Crohn untersucht.

Keine Gewebeproben notwendig

Als neueres bildgebendes Verfahren ist die Elastographie eine Weiterentwicklung sowohl der Ultraschalldiagnostik als auch der Magnetresonanztomographie (MRT). Die Mediziner haben den Zustand von gesundem und erkranktem Darmgewebe bei Patienten vor, während und nach einer Operation mit verschiedenen Methoden untersucht.

Dabei konnten sie eine sehr hohe Korrelation zwischen den mittels Elastografie gemessenen und den durch herkömmliche physikalische Methoden gewonnenen Daten feststellen: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Elastografie alle Voraussetzungen erfüllt, um sie zu einer verlässlichen Methode zur objektiven Beurteilung der Darmgewebeeigenschaften zu entwickeln, die zudem ohne Gewebeproben oder Kontrastmittel auskommt. Dies ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur individualisierten und nachhaltig besseren Behandlung von Morbus Crohn-Patienten", resümiert Studienleiter Daniel Baumgart. (red, derStandard.at, 31.3.2015)