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Keine Zinsen, kein Glücksspiel, keine Prostitution - Islamic Banking arbeitet mit strengen Ausschlusskriterien.

Foto: apa/epa/Ulas Yunus Tosun

Frankfurt/Wien - In Deutschland nimmt mit der Kuveyt Türk (KT) Bank AG die erste islamische Bank ihren Betrieb auf. Nachdem sie einige Jahre lediglich als Finanzdienstleister in Mannheim tätig war, hat sie nun auch die Vollbanklizenz für das Firmen- und Privatkundengeschäft erhalten. Berlin, Frankfurt und vermutlich Köln sollen im Juli folgen.

"Haben Sie Hochzeitsausgaben", "Planen Sie eine Reise?" oder "Brauchen Sie neue Möbel?", wirbt das Bankhaus auf seiner Internetseite unter dem Punkt "Persönliche Finanzierungen." Die Zielgruppe des neuen Bankhauses mit Sitz in Frankfurt sind nach Angaben von Ugurlu Soylu, Generalbevollmächtigte der Bank mit 70 Mitarbeitern, "weit mehr als die rund vier Millionen Muslime in Deutschland. Auch für Christen und Juden und für alle, die unsere Maßstäbe teilen, ist unser Angebot interessant."

Unethische Branchen tabu

Eines der Kennzeichen islamischer Banken ist die Einschränkung der Geschäftsfelder. Investieren in unethische Branchen ist verboten. So stehen Rüstung, Alkohol, Glücksspiel, Tabakwaren oder Prostitution auf einer "schwarzen Liste". Spekulative Geschäfte etwa mit wettähnlichen Derivaten sind ebenfalls untersagt gleichwohl Geschäfte mit Unternehmen die mit Schweinefleisch handeln. Ein weiteres Kennzeichen ist das Zinsverbot des Koran. Allerdings holt sich die Bank auf Umwegen ihr Geld: So wird beispielsweise eine Immobile für den Kunden erworben, diese aber teurer weitergegeben als der eigentliche Kaufpreis.

Mutterbank der Kuveyt Türk ist die KT Katilim Bankasi in Istanbul mit einer Bilanzsumme von rund 31 Milliarden Euro (Ende 2014). Deren Chef Ufuk Uyan spricht von einem überragenden internationalen Wachstum des "Islamic Banking" und einem großen Marktpotenzial in Deutschland. In der Eurozone sei die KT Bank ebenfalls das erste Institut seiner Art.

Wachstumsmarkt

Ende 2013 waren rund 38 Millionen Menschen Kunden einer Bank, die zumindest teilweise Islamic Banking anbietet. Während die Tendenz stark steigt, bieten österreichische Banken noch keine Produkte nach islamischem Recht an.

Die Bank Austria bestätigt das Fehlen islamischer Finanzprodukte hierzulande. Shariakonformes Banking widerspreche der grundlegenden Ausrichtung des Instituts. Konkret gemeint seien damit die anfallenden Zinsen für die Bank.

Das Islamische Informations- und Dokumentationszentrum Österreich (IIDZ-Austria) hat zwar eine Norm für shariakonforme Finanzprodukte erarbeitet, diese wurde allerdings noch nicht einmal begutachtet. "Wir kämpfen seit Jahren für Islamic Banking, doch wir kommen nicht weit. Österreich hinkt hier weit hinterher", so Günther Ahmed Rusznak, Präsident der IIDZ-Austria, Anfang dieses Jahres.

Boom in islamischer Welt

Vor allem in der islamischen Welt verzeichnet man ein starkes Wachstum: Der kumulierte Gewinn in den sechs Märkten Katar, Indonesien, Saudi Arabien, Malaysia, Vereinigte Arabische Emirate und Türkei wird auf zehn Milliarden Dollar (7,3 Milliarden Euro) geschätzt, schreibt Finance & Ethics Research. Grund für den Boom sei nicht nur eine steigende Nachfrage der Kunden. Regierungen und Finanzmarktaufsichtsbehörden förderten vermehrt Finanzprodukte, die nach islamischem Recht "halal", also religionskonform sind.

Auch in Europa entdecken traditionelle Großbanken wie die französische BNP Paribas gläubige Muslime als Kunden. In Großbritannien gibt es seit 2004 die Islamic Bank of Britain.

Nach Berechnungen der Wirtschaftsberatung Deloitte machen schariakonforme Anlagen bisher nur ein bis zwei Prozent aller Finanzwerte weltweit aus. Man gehe aber davon aus, dass die in islamischen Finanzprodukten verwalteten Mittel bis 2018 von knapp zwei auf etwa 3,4 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) ansteigen würden. In den letzten vier Jahren sei der Markt mit einer Jahresrate von 17,6 Prozent gewachsen. (APA, red, 31.3.2015)