Neuherberg - Unter Feinstaub fasst man alle Staubpartikel mit einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer (PM10) zusammen. Außerdem wird noch zwischen feinen Partikeln, die kleiner als 2.5 Mikrometer (PM2.5) im Durchmesser und damit lungengängig sind und ultrafeinen Partikeln mit weniger als 0,1 Mikrometern (100 Nanometer) Durchmesser, die auch in die Blutbahn gelangen können, unterschieden.
Am Helmholtz Zentrum München untersuchte ein Wissenschaftlerteam die speziellen Auswirkungen von ultrafeinen Partikeln auf das Herz. Dazu statteten sie 64 Studienteilnehmer mit Messgeräten aus, die während der alltäglichen Aktivität sowohl die Partikelanzahlkonzentrationen, als auch die Herzaktivität (EKG, Elektrokardiogramm) aufzeichneten. Die ausgewählten Probanden litten alle unter erhöhten Blutzuckerwerten beziehungsweise Typ-2-Diabetes. Zusätzlich wurden Daten von Feinstaub-Messstationen im städtischen Hintergrund herangezogen.
Veränderte Herzratenvariabilität
Erhöhte Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln, etwa in dichtem Straßenverkehr, führten bereits nach fünf Minuten bei den Probanden zu einer veränderten Herzratenvariabilität", berichtet Studienleiterin Annette Peters, Leiterin des Forschungsbereichs Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. "Zudem konnten wir bereits bekannte Effekte bestätigen, etwa dass feine Partikel auf Stundenebene sowie Lärm mit einer eingeschränkten Herzfunktion assoziiert sind", ergänzt die Expertin. Die Herzratenvariabilität beschreibt die Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems an aktuelle Erfordernisse und wird durch das autonome Nervensystem gesteuert.
Für Feinstaub beziehungsweise feine Partikel konnten gesundheitsschädigende Wirkungen bereits in anderen Studien nachgewiesen werden. In der aktuellen Studie war aber bereits ein gesundheitsrelevanter Effekt unterhalb der bereits seit etwa zehn Jahren in der EU geltenden Grenzwerte nachzuweisen.
Die Rolle der ultrafeinen Partikel ist allerdings unklar: Die Wissenschaftler gehen von zusätzlichen gesundheitsgefährdenden Auswirkungen aus. Eine Adaption der Grenzwerte gibt es bislang jedoch nicht.
Forderung nach Grenzwerten
"Die Ergebnisse sind alarmierend, da ultrafeine Partikel in unser aller Umwelt vorkommen und gesundheitliche Risiken bergen - insbesondere für Menschen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen tragen, wie die in der Studie gewählten Diabetiker", so Peters. Die Forscher hoffen nun, mit den gewonnen Daten die Forderungen nach Grenzwerten und künftigen Umweltstandards untermauern zu können. (red, derStandard.at, 31.3.2015)