Abuja - Nigerias amtierender Präsident Goodluck Jonathan und seine Partei PDP liegen nach Teilergebnissen bei der Präsidenten- und Parlamentswahl in dem westafrikanischen Land knapp in Führung. Auf den Amtsinhaber und die PDP entfielen nach Angaben vom Montag 2.322.734 Stimmen, auf Jonathans Herausforderer, Oppositionsführer Muhammadu Buhari, und die Partei APC 2.302.978 Stimmen.

Von neun ausgezählten Teilstaaten eroberten Buhari und die APC fünf, Jonathan gewann in drei Staaten sowie in der Hauptstadt Abuja. Weitere Ergebnisse werden am späteren Abend erwartet. Der Sieger muss neben der Mehrheit der Stimmen auch mindestens 25 Prozent der Wähler in zwei Dritteln der 36 Teilstaaten des Landes hinter sich bringen; andernfalls gibt es eine Stichwahl.

Nigeria ist mit 173 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Jonathans Partei PDP ist seit der Rückkehr zu einer zivilen Regierung vor sechs Jahren an der Macht, muss sich aber einer erstarkten Opposition stellen. Unter Jonathan stieg Nigeria nach Jahrzehnten politischer Instabilität zwar zur Wirtschaftsmacht auf, doch gelang es dem Präsidenten nicht, die Islamistengruppe Boko Haram zu stoppen. Bei der Wahl am Wochenende waren knapp 70 Millionen Menschen zur Abstimmung aufgerufen.

Tränengas gegen Demonstrantinnen

Einen Tag nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Nigeria sind Polizisten am Montag mit Tränengas gegen rund 2000 demonstrierende Anhängerinnen der Opposition in der Hafenstadt Port-Harcourt vorgegangen. Die Frauen forderten eine Wiederholung des Urnengangs im ölreichen Teilstaat Rivers, dessen Hauptstadt Port-Harcourt ist.

Die ganz in schwarz gekleideten Frauen, Unterstützerinnen der Oppositionspartei All Progressives Congress (APC), warfen der regierenden Peoples Democratic Party (PDP) und den Wahlbehörden Wahlbetrug vor. Polizisten und Soldaten drängten die Frauen ab, die vom Büro der örtlichen Wahlkommission zum Sitz der Regionalregierung marschierten.

Die Wahl 2011 in Rivers hatte die PDP gewonnen. Der Gouverneur Rotimi Amaechi lief später aber zur APC über, seitdem liegen beide Parteien im Streit. Die PCP wies die Betrugsvorwürfe zurück. Der Chef der Wahlkommission kündigte eine Untersuchung der Vorwürfe an.

Das Ergebnis der Wahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land sollte voraussichtlich noch im Laufe des Montags bekannt gegeben werden. Sollte der 72 Jahre alte frühere Militärdiktator Buhari den 57 Jahre alten Jonathan ablösen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Landes zur Demokratie 1999. Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag an die Urnen gerufen.

Die Abstimmung verlief nach Ansicht verschiedener Beobachter im Großen und Ganzen ordnungsgemäß. Eine Gruppe zivilgesellschaftlicher Wahlbeobachter warnte jedoch vor Manipulationen bei der Auszählung der Stimmen. Es gebe aus mehreren Teilstaaten besorgniserregende Berichte über Manipulationen und den Einsatz von Sicherheitskräften zur Beeinflussung von Auszählungen, sagte die Gruppe am Montag. Die renommierte Organisation Nigeria Civil Society Situation Room wird finanziell auch von der US-Regierung unterstützt. (APA, 30.3.2015)