Bad Hersfeld/Seattle - Im Tarifkonflikt mit dem Online-Versandhändler Amazon in Deutschland versucht die Gewerkschaft ver.di im Ostergeschäft den Druck zu erhöhen. An den fünf Standorten Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Werne und Rheinberg (beide Nordrhein-Westfalen) traten Beschäftigte am Montag erneut in den Ausstand.

Nach Angaben von Amazon in München folgten weniger als 830 Mitarbeiter in der Frühschicht dem Aufruf. Der Streik soll laut ver.di noch bis einschließlich Dienstag dauern.

Nach Amazon-Angaben entstehen wegen der Streiks keine schwerwiegenden Probleme beim Versand. "Wer mit Standardversand bis Dienstagabend bestellt, kann sichert sein, dass die Ware noch am Samstag ankomm", versprach Amazon-Sprecherin Anette Nachbar. Verdi ist sich hingegen sicher, dass es zu Lieferverzögerungen kommen wird. "Wir wollen nicht den Kunden schaden, nur Amazon dazu bringen, die Blockadehaltung aufzugeben", sagte ver.di-Sprecherin Eva Völpel in Berlin.

Tarifverhandlungen

Begonnen hatte die aktuelle Streikwelle am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld mit seinen beiden Verteilzentren zu Beginn der Nachtschicht. Die weiteren Standorte folgten mit der Frühschicht. In Bad Hersfeld nahmen laut ver.di am Vormittag etwa 400 Streikende teil. Wie viele Beschäftigte sich an den Streik-Standorten zusammen beteiligen, wollte ver.di in Berlin am Nachmittag bekanntgeben.

Amazon sprach in seiner Einschätzung von einer "sehr zurückhaltenden Streikbeteiligung". Eine ver.di-Sprecherin sieht hingegen eine "große Entschlossenheit" bei den Mitstreitern der Gewerkschaft. "Wir geben nicht nach. Amazon muss sich bewegen", betonte Völpel.

ver.di will Amazon zur Aufnahme von Tarifverhandlungen bewegen - zu den besseren Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Das Unternehmen lehnt das ab und verweist darauf, dass sich die Bezahlung der Mitarbeiter am oberen Bereich der Logistikbranche orientiere. Deswegen kommt es seit dem Frühjahr 2013 immer wieder zu Streiks.

Laut Amazon verdienen Mitarbeiter in den deutschen Logistikzentren "sehr wettbewerbsfähige Löhne". Sie beginnen mit einem Durchschnittsgehalt von 10,09 Euro brutto pro Stunde. Inklusive Nebenleistungen komme ein Mitarbeiter nach 24 Monaten auf durchschnittlich 2.265 Euro brutto monatlich, rechnete Amazon vor. (APA, 30.3.2015)