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Besucher in der Hofstallgasse vor dem Festspielhaus in Salzburg: Heuer und bei den Osterfestspielen 2016 wird sich der neue, höhere Mehrwertsteuersatz noch nicht auswirken, ab Mai 2016 dann schon.

Foto: APA / Barbara Gindl

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Wien/Salzburg - Der Abschlussapplaus für Cavalleria rusticana und Pagliacci Samstagabend im Großen Festspielhaus zu Salzburg wollte kein Ende nehmen. Die Eröffnung der diesjährigen Osterfestspiele mit den Operneinaktern von Pietro Mascagni beziehungsweise Ruggero Leoncavallo ist bravourös gelungen.

Alles in Butter für Salzburg, die vielen Opernliebhaber, den Tourismus - für Österreich insgesamt, könnte man meinen. Statt Osterfreude macht sich in der Kultur- und Tourismusbranche hierzulande aber eher Allerheiligenstimmung breit. Und das liegt nicht nur am Wetter.

Büßen für die Hypo

Es ist der Eindruck vieler Kulturschaffender und anderer, dass sie für ein Monument des Schreckens, das in Kärnten steht und den Namen Hypo trägt, büßen müssen. Das Tüpfelchen auf dem i, das die Stimmung kippen ließ, war die Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes um drei Prozentpunkte auf 13 Prozent.

"Das sind 30 Prozent mehr, die wir an Umsatzsteuer abführen müssen," wie die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, bei einem Tourismusseminar der Wirtschaftskammer in St. Johann im Pongau vorrechnete. "Wir können das nicht schlucken, müssen das wohl oder übel auf die Kartenpreise aufschlagen."

Höhere Steuer ab Mai 2016

Für die Pfingstfestspiele im Mai und die Festspiele im Sommer, die im Gegensatz zu den Osterfestspielen in direkter Verantwortung von Rabl-Stadler liegen, hat die Anhebung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes noch keine Konsequenzen. Wirksam werden soll der neue Satz erst ab Mai 2016. Zumindest das haben Kulturschaffende und Touristiker Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (VP) als Zugeständnis abringen können.

Auch wenn es noch Nachverhandlungen gibt: Am Faktum der 13 Prozent wird wohl nicht mehr gerüttelt werden können. Damit wird es in Europa nur noch fünf Länder mit noch höheren Mehrwertsteuersätzen auf kulturelle Leistungen geben als Österreich, nämlich Dänemark mit 25 Prozent, Slowakei und Großbritannien mit jeweils 20, Ungarn mit 18 und Tschechien mit 15 Prozent.

Preissensibilität gestiegen

22 Länder in Europa werden einen niedrigeren Satz haben, darunter Italien mit zehn Prozent, Deutschland mit 7,5 und die Schweiz mit 3,8 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass die Bedeutung der Kultur als Reisemotiv wächst, gleichzeitig aber auch die Preissensibilität zunimmt, fällt die in Österreich praktizierte Form von Wettbewerbsverschlechterung sehr wohl ins Gewicht.

Denn nichts geht im Zeitalter von booking.com und anderen Internetportalen einfacher, als einen Urlaub statt in der Destination A in der Region B zu buchen, eine Theater- oder Opernkarte statt in C eventuell in D zu suchen, zu finden und zu kaufen. Oder eben ganz darauf zu verzichten.

Hohe Umwegrentabilität

In Österreich gibt es übers Jahr verteilt rund 200 verschiedene Kunst- und Kulturfestivals. Davon profitieren Hoteliers, Gastwirte, indirekt auch Tischler, Installateure und der Handel. Nicht alle können auf ein so zahlungskräftiges Publikum wie die Salzburger Festspiele zählen. Ein paar Euro mehr für die Karte ist dort weniger das Problem, anderswo schon.

Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass die Steuer- und Sozialleistungen des Salzburger Festspielfonds allein im Geschäftsjahr 2012/13 mit 16,2 Mio. Euro um rund 5,3 Millionen höher waren als die Zuwendungen von Bund, Land und Stadt Salzburg zusammen. Mit der Anhebung der Mineralölsteuer um zehn Cent hätte die Regierung à la longue möglicherweise mehr Einnahmen generieren können und zudem einen Lenkungseffekt gehabt. Das wollte man offensichtlich nicht. (Günther Strobl, DER STANDARD, 30.3.2015)