Wien - Es gibt berühmte österreichische Wissenschafter und Erfinder wie Viktor Kaplan, Christian Doppler oder Erwin Schrödinger. Dagegen weiß man über herausragende Leistungen vieler heimischer Forscher und Pioniere kaum Bescheid - teilweise wohl auch, weil sie letztlich keinen Erfolg hatten. Porträts von 18 solcher "Grenzgänger" zwischen Erfolg und Scheitern versammelt nun ein gleichnamiges Buch.

Absolut erfolgreich war etwa der Wiener Chemiker Karl Kordesch (1922-2011). Den größten Teil seiner wissenschaftlichen Laufbahn verbrachte er in den USA, weshalb er hierzulande wenig bekannt ist. Dabei würde man jedes Mal beim Erwerb einer Packung Batterien "in kommerzielle Produkte gepressten österreichischen Erfindergeist kaufen", schreibt der Wissenschaftsjournalist Alwin Schönberger in dem von ihm herausgegebenen Buch "Grenzgänger - Österreichische Pioniere zwischen Triumph und Tragik". Denn Kordesch hat die Alkali-Batterie erfunden, übrigens nur eines von mehr als 150 Patenten, die er angemeldet hat. Mit seiner eigenen Firma, in der er wiederaufladbare Batterien erzeugte, erlitt er dagegen Schiffbruch.

Der verhinderte Flugzeugpionier

Gescheitert ist der aus Russland nach Wien eingewanderte Klavierbauer Wilhelm Kreß (1836-1913) in seinem Versuch, als erster Mensch ein motorisiertes Flugzeug zum Abheben zu bringen. Nach jahrelangen, durch eine frühe Form von Crowdfunding finanzierten Tüfteleien und Versuchen unternahm er 1901 den entscheidenden Test am Wienerwaldsee westlich von Wien. Doch sein 16 Meter langer, 700 Kilo schwerer, mit Schwimmern bestückter Dreidecker, über den selbst das Wissenschaftsjournal "Scientific American" berichtete, kenterte bei einem Wendemanöver und versank.

Kreß gab nicht auf, aber er konnte keine neuen Versuche finanzieren. Zwei Jahre später erfuhr er, dass Orville und Wilbur Wright erfolgreich den Traum vom ersten bemannten Motorflug verwirklicht hatten. Zumindest am Papier arbeitete Kreß dennoch weiter, etwa an Konzepten für einen Hubschrauber.

Zu Unrecht wenig bekannt

In der bunten Porträtsammlung finden sich auch renommierte Grundlagenforscher wie der Biochemiker Hans Tuppy, der Physiker Walter Thirring oder der Pharmakologe Oleh Hornykiewicz. Allen sei zu eigen, dass sie wahre Pioniere auf ihrem Gebiet gewesen seien und nicht selten gegen erhebliche Widerstände völliges Neuland beschritten hätten, so Schönberger.

"Dieses Buch möchte die Aufmerksamkeit auf jene Menschen lenken, die auf der Suche nach Innovationen nicht in der Ruhmeshalle der Wissenschaft gelandet sind, aber dennoch entscheidende Wegmarken des Fortschritts gesetzt haben", schreibt Ex-Siemens-Chefin Brigitte Ederer in einem Vorwort. Es gehe auch darum, "in diesem Land wieder die Sensibilität zu wecken für ein gesellschaftliches Klima, das innovative Prozesse ermöglicht und fördert". (APA/red, derStandard.at, 28.3. 2015)