Zwischen Beschluss und Realisierung einer arabischen Eingreiftruppe, wie sie die Arabische Liga derzeit bei ihrem Gipfel im ägyptischen Sharm el-Sheikh diskutiert, liegen technische, logistische und politische Welten: Die Militärapparate der arabischen Nationalstaaten haben völlig unterschiedliche Geschichten und Kulturen, die sich nicht so einfach zusammenlegen lassen. Und können sich die Araber noch darauf verständigen, dass der "Islamische Staat" (IS) die gleiche Bedrohung für alle darstellt, so ist das im Fall Jemen und der dort von einer arabischen Allianz unter saudischer Führung bekämpften schiitischen Rebellen schon wieder anders.

Algerien lehnt eine Liga-Resolution zur Unterstützung der Jemen-Intervention mit der Begründung ab, dass man mit den Huthis verhandeln müsse. Der Irak, beim Kampf gegen den IS auf iranische Hilfe angewiesen, ist noch deutlicher dagegen, und Syrien - die Wiege des arabischen Nationalismus - steht ohnehin außerhalb der Liga, auch wenn die Opposition nominell den syrischen Sitz innehat.

Fast unvorstellbar ist der Einsatz von arabischen Bodentruppen im schwierigen jemenitischen Terrain: Für Ägypten, das seine Bereitschaft erklärt, wurde eine Jemen-Mission schon einmal, in den 1960er-Jahren, zum Trauma. Kein arabischer Staat kann den großen Krieg wollen: Die Jihadisten wären die lachenden Dritten - und der Test für die neue arabische Einigkeit vielleicht zu schwer. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 28.3.2015)