Vermittelt zwischen dunklen Dschungelabenteuern und der Natur Oxfords: die britische Band Glass Animals.

Foto: Glass Animals

Linz/Wien - Wer glaubt, Field Recordings seien vor allem eine von Musikethnologiepionieren im frühen 20. Jahrhundert gepflegte Angelegenheit, um etwa die Blues- und Folk-Traditionen in den US-Südstaaten für die Nachwelt festzuhalten, der wird durch vier Engländer eines Besseren belehrt.

Dave Bayley, Drew MacFarlane, Edmund Irwin-Singer und Joe Seaward durchstreifen mit ihrem Aufnahmegerät die Wiesen und Wälder ihrer Heimat Oxfordshire, um Naturgeräusche einzufangen. Diese Klanglandschaften verarbeiten sie dann in der Musik ihres Herzensprojekts Glass Animals.

2010 entstanden die ersten Songs, im Sommer 2014 erschien das Debütalbum Zaba. Dafür nahm die studierte Viererbande Kontakt mit Produzent Paul Epworth auf, der etwa auch bei Adele, Coldplay, Bloc Party oder Paul McCartney seine Finger im Spiel hatte.

Beeinflusst ist das Quartett von Flying Lotus, Burial, dem Animal Collective oder Radiohead. Der Mix aus Gitarrenpop, Elektronik, zeitweiligen Schlenkern Richtung R&B und psychedelisch bearbeiteten Naturgeräuschen ist ebenso düster wie fragil.

Atmosphärische Ähnlichkeiten bestehen zu den mittleren Pink Floyd ebenso wie zum alternativen Eklektizismus von Alt-J. Dieser dreampoppige Sound ist aber nicht von einer heilen Wildniswelt, sondern von dunklen Dschungelabenteuern und entsprechenden Filmen inspiriert. Herz der Finsternis oder Die Insel des Dr. Moreau lassen grüßen.

Die Glass Animals müssen aber natürlich keine fremden Länder kolonialisieren und unterwerfen. Heutzutage macht man das dann lieber ganz sympathisch per Konzerttournee, die das Quartett jetzt auch zweimal nach Österreich führt. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 28.3.2015)