Lagos - Die Islamistengruppe Boko Haram hat während ihrer Herrschaft in der Stadt Gwoza im Nordosten Nigerias nach Angaben von Augenzeugen zahlreiche zwangsverheiratete Frauen getötet. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau habe seinen Kämpfern befohlen, ihre eigenen Frauen zu erschießen, berichtete am Freitag Usman Ali, der von Boko Haram als Kämpfer zwangsrekrutiert worden war.

Der Einwohner Haruna Abubakar bestätigte das Blutbad. Beide Männer konnten aber nicht sagen, wie viele Frauen genau getötet wurden.

Hauptquartier zerstört

Die nigerianische Armee hatte die als Hochburg von Boko Haram geltende Stadt im nordöstlichen Bundesstaat Borno am Freitag zurückerobert. Die Islamistengruppe hatte von Gwoza aus im vergangenen Jahr ein "Islamisches Kalifat" ausgerufen. Das Verteidigungsministerium in Abuja erklärte, in Gwoza sei das "Hauptquartier" des sogenannten Kalifats zerstört worden. Mehrere Boko-Haram-Kämpfer seien getötet und viele weitere gefangengenommen worden.

Der 35-jährige Bauer Ali berichtete, die Boko-Haram-Kämpfer seien an einem Freitagabend Mitte März in sein Dorf Kilekasa gekommen, das 55 Kilometer von Gwoza entfernt liegt. Am Samstag seien die Dorfbewohner zusammengerufen worden und alle tauglichen Männer hätten eine Waffe bekommen. "Wir hatten keine Wahl", sagte Ali. Ein Mann, der versucht habe zu fliehen, sei vor den Augen der anderen getötet worden.

Paradies

Am Sonntag habe Shekau seine Kämpfer dann erneut zusammengerufen, darunter auch die neuen Rekruten, berichtete Ali. "Er sagte, sie sollten zurück nach Gwoza fahren und alle ihre Frauen töten, die sie zurückgelassen hatten." Andernfalls kämen sie nicht zusammen ins Paradies. Die Männer hätten ihre mit ihnen zwangsverheiratete Frauen zusammengetrieben und "das Feuer auf sie eröffnet". Eine hochschwangere Frau habe darum gebeten, bis zur Geburt ihres Babys verschont zu werden, "aber ihre Bitte wurde abgewiesen".

Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram mittlerweile von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt. (APA, 27.3.2015)