Wien - Von der Liebe, der unglücklichen, in den Tod und auf den Flügeln des Gesanges dann hinauf zu den Sternen: So in etwa könnte man die Programmdramaturgie von Mojca Erdmanns Liederabend im Musikverein zusammenfassen. Was am Papier so schlüssig wie auch poetisch erschien, ergab de facto ein musikalisch und stimmungsmäßig recht heterogenes Bild, einen oft etwas ungeschickt zusammengenähten Fleckerlteppich aus Liedern der Klassik, der Romantik und der Gegenwart.

Aus Mozarts Veilchen wollte Richard Strauss ein Sträußlein binden, dann wehrte sich Schuberts Heidenröslein und stach. Die Tragik der Ophelia wurde - interessant! - von Strauss wie auch von Wolfgang Rihm beschrieben. Auf Aribert Reimanns wüste A-cappella-Ekstase der Helena folgte attacca die reine, zarte Schilderung des Näheglücks in Strauss' Die Nacht: die unpassendste Kombi ever. Nachdem sich Strauss und Schubert der Allerseelen-Thematik gewidmet hatten, wurde auf Mendelssohns Flügeln des Gesanges Stellares von Strauss und Reimann angesteuert.

Alles Lieben und Leiden schilderte Erdmann etwas konsonantenscheu mit ihrem ebenmäßigen, klaren, oft gleißend hellen Sopran. Töne wurden bei der gebürtigen Hamburgerin zu glattpolierten Juwelen. Die 39-Jährige hat sich auf der Opernbühne zuletzt in Richtung Lulu dramatisiert, ihre Stimme hat an Durchschlagskraft gewonnen. Stimmfachgemäß stand der Gesang des lyrischen Soprans unter dem Stern der Reinheit; Eintrübungen und Zwischentöne misste man etwas.

Malcolm Martineau begleitete am Flügel mit tadelloser Sensibilität; Mozarts Abendempfindung und Strauss' Morgen wurden zugegeben. Begeisterung im Brahms-Saal. (end, DER STANDARD, 27.3.2015)