Von 7,9 Millionen kontrollierten Fahrgästen wurden 49 rabiat gegenüber Kontrollorganen. 51 weitere Tätlichkeiten richteten sich gegen Öffi-Fahrer und Stationswarte.

Foto: Wiener Linien/Johannes Zinner

Wien – Die tätlichen Übergriffe auf Mitarbeiter der Wiener Linien sind im Vorjahr deutlich angestiegen. 100 Zwischenfälle und damit um 29 mehr als 2013 wurden gemeldet, sagte Geschäftsführer Eduard Winter am Donnerstag vor Journalisten. Besonders betroffen waren Ticketkontrollore. Der langjährige Durchschnitt sank allerdings.

Mit 49 Fällen betraf rund die Hälfte der gewalttätigen Vorkommnisse des vergangenen Jahres Kontrollorgane; 2013 wurden noch 28 "Schwarzkappler" zu Opfern. Außerdem wurden 21 Straßenbahnfahrer und 18 Buslenker angegriffen; im Jahr davor gab es zwölf respektive 14 derartige Vorfälle. Acht Angriffe richteten sich gegen Stationswarte und vier gegen U-Bahn-Fahrer. Im heurigen Jahr kam es laut Wiener Linien bis dato zu 19 Übergriffen.

Vorjahr als statistischer Ausreißer

Winter sprach im Hinblick auf den Anstieg im Vorjahr von "statistischen Ausreißern". Tatsächlich haben sich die Attacken gegen das Personal des Verkehrsunternehmens sogar leicht rückläufig entwickelt, während die Zahl der Fahrgäste und der durchgeführten Fahrscheinkontrollen in den vergangenen Jahren merklich angestiegen seien. 7,9 Millionen der 931,2 Millionen beförderten Fahrgästen kontrollierten die Wiener Linien im Vorjahr.

Vor allem eine Serie brutaler Attacken gegen Öffi-Lenker sorgte 2014 für Schlagzeilen und einen Aufstand des Wiener-Linien-Betriebsrats, der aus Protest an einem Tag sogar den Frühverkehr bestreikte. Die Geschäftsführung kündigte daraufhin an, Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit zu setzen. Gemeinsam mit der Personalvertretung einigte man sich auf ein Fünf-Punkte-Programm.

Maßnahmenpaket wird laufend umgesetzt

Winter sagte am Donnerstag, dass die Umsetzung zügig voranschreite. So wurde bereits rund die Hälfte der alten Straßenbahnen vom Typ E2 mit geschlossenen Fahrerkabinen ausgestattet, die Nachrüstung der Videoüberwachung in diesem Bereich wird ebenfalls schrittweise verstärkt. Außerdem kämen in den Abend- und Nachtstunden vorrangig Straßenbahnen und Busse mit moderner Überwachungstechnik zum Einsatz. Noch im Laufe des Jahres soll der Großteil der einzelnen Vorhaben abgeschlossen, spätestens 2017 dann das ganze Paket umgesetzt sein.

Davon unabhängig würden weitere Präventionsmaßnahmen schon seit Jahren eingesetzt, hieß es bei der Pressekonferenz. So durchläuft etwa jeder Mitarbeiter, der im Außendienst unterwegs ist, seit 2006 ein verpflichtendes Deeskalationstraining. "Hier lernt man, drohende kritische Situationen schon möglichst vorher zu erkennen und abzuwenden", sagte Michael Kiss, Leiter des Referats Arbeitspsychologie der Wiener Linien. Solle tatsächlich etwas passieren, so stehe den Betroffenen ein Kriseninterventionsteam zur Verfügung. Insgesamt 25 Leute kümmern sich um die psychologische Betreuung, wobei das freiwillige Angebot rund 60 Prozent der Betroffenen annehmen, so Kiss. (APA, red, 26.3.2015)