@JanJosefLiefers

"ZIB 24" vom 25.3.2015.

Foto: Screenshot/ORFtvThek

Manchmal fehlen sie. Worte, mit denen man beschreiben kann, was in einem vorgeht. Weil ein Schmerz ein Loch ins Herz und ins Hirn gerissen hat. Weil kein Boden mehr unter den Füßen ist. Man kann versuchen, sich vorzustellen, wie es neben allen anderen Angehörigen der Opfer einer Flugkatastrophe den Eltern einer Schule im deutschen Haltern am See gerade geht. Aber man will es sich nicht vorstellen.

Wie oft hat man seine Kinder nach einem Schulausflug glücklich in die Arme genommen, die aufgedrehten, übernächtigten Jugendlichen abgeholt. Man will sich nicht vorstellen, dass das auch anders sein kann und die geliebtesten Menschen nie mehr nach Hause kommen. Man will es sich nicht vorstellen, weil es unerträglich ist. Aber will man die Trauer als Medienkonsument sehen? Helfen Bilder wie jene aus der Reportage aus Haltern am Mittwoch in der "ZiB 24" den Angehörigen? Der Wahrheitsfindung? Wohl kaum.

Dabei war dieser Beitrag im ORF einer der respektvolleren weltweit. Man sah von fern weinende Mitschülerinnen, hörte eine Polizistin, die bat, Angehörigen "ihren Raum zum Trauern" zu lassen, und einen Lehrer und einen Direktor, die sagten, sie hätten keine Worte. Wenn man keine Worte hat, braucht man kein Mikro. Vielleicht wäre es Zeit, darauf uneingeschränkt Rücksicht zu nehmen, anstatt mit Voyeurismus Geschäfte zu machen.

Vielleicht wäre es an der Zeit, diesen Raum für Trauer rechtlich besser zu schützen. Und vielleicht sollte man Schauspieler Jan Josef Liefers auch selbst beim Wort nehmen. Er twitterte am Dienstag: "Ich denke an die Passagiere von #Germanwings #4U9525 und halte mal die Klappe …" (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 27.3.2015)