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Gaza-Stadt im Juli 2014.

Foto: APA/EPA/Saber

Gaza - Im Konflikt mit Israel sind nach UN-Angaben 2014 so viele palästinensische Zivilisten getötet worden wie seit 1967 nicht mehr in einem Jahr. Wegen des anhaltenden Nahostkonflikts seien "Leben, körperliche Unversehrtheit und die Freiheit der palästinensischen Zivilisten weiterhin gefährdet", erklärte das UN-Büro für die Koordinierung der humanitären Hilfe (Ocha) in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Infolge des Gaza-Kriegs im vergangenen Sommer sei die Zahl getöteter Zivilisten die höchste seit dem Sechstagekrieg vor 48 Jahren. "Im Gazastreifen wurden 2014 aufgrund der Feindseligkeiten mehr als 1.500 Zivilisten getötet, mehr als 11.000 Menschen erlitten Verletzungen, und rund 100.000 Palästinenser verloren ihre Wohnungen", heißt es in dem Ocha-Jahresbericht. Unter den Kriegstoten waren demnach auch mehr als 550 Kinder. Auf israelischer Seite seien "fünf Zivilisten, darunter ein Kleinkind, sowie ein Wachmann" getötet worden.

"Das Verhalten sowohl der israelischen Streitkräfte als auch der palästinensischen Akteure während der Feindseligkeiten erfüllt uns mit Sorge", schrieb die UN-Organisation. Insgesamt waren während des 50-tätigen Gaza-Kriegs fast 2.200 Palästinenser getötet worden. Auf israelischer Seite gab es 73 Tote.

Kritik von Amnesty International

Die Menschenrechtsgruppe Amnesty International verurteilte in einem aktuellen Bericht zum Gaza-Krieg die "offenkundige Missachtung des internationalen Völkerrechts" durch die radikalislamische Hamas und andere bewaffnete Palästinensergruppen im Gazastreifen. In dem Konflikt im Juli und August 2014 seien tausende Raketen und Granaten auf Wohngebiete in Israel abgefeuert worden, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Dabei seien sechs Zivilisten in Israel getötet worden, unter ihnen ein Vierjähriger. Auch auf palästinensischer Seite habe es durch den wahllosen Beschuss mit Raketen und Granaten durch bewaffnete Gruppen zivile Opfer gegeben.

Mögliche Kriegsverbrechen auf israelischer Seite

In einem Bericht aus dem Dezember hatte Amnesty auch Israel mögliche Kriegsverbrechen in den letzten Tagen des Gaza-Kriegs vorgeworfen. Der Direktor des Nahost- und Nordafrika-Programms bei Amnesty, Philip Luther, betonte, die Tatsache, dass auch von palästinensischer Seite Kriegsverbrechen verübt worden seien, entbinde Israel nicht von den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts.

Der bewaffnete Flügel der radikalislamischen Hamas und andere Gruppen feuerten den Angaben zufolge in dem Konflikt mehr als 4.800 Raketen und 1.700 Granaten auf Israel ab. Der wahllose Beschuss stelle eine unverhohlene Verletzung des humanitären Völkerrechts dar. Etliche Angriffe seien als Kriegsverbrechen zu bewerten.

Als folgenreichsten Angriff nennt die Menschenrechtsorganisation einen Raketeneinschlag vor einem Supermarkt in einem Flüchtlingslager in Gaza am 28. Juli 2014, bei dem 13 Palästinenser starben, darunter elf Kinder. Ein unabhängiger Munitionsexperte habe den Vorfall untersucht und komme zu dem Schluss, dass es sich um eine palästinensische Rakete gehandelt habe. Die Palästinenser hatten das israelische Militär für den Angriff verantwortlich gemacht. (APA, 26.3.2015)