Der türkische Präsident Tayyip Erdogan ist seit seinem Amtsantritt im August vergangenen Jahres mindestens 80-mal beleidigt worden. Zumindest ist das die Ansicht der türkischen Justiz, die gegen Journalisten, Karikaturisten, auch ganz normale Bürger, die sich despektierlich geäußert hatten, so viele Verfahren einleitete - übrigens nicht wenige Male auch auf Anzeige oder Anregung durch das Präsidentenamt.

Nun wissen viele inner- und außerhalb der Türkei, dass Erdogan ein leicht reizbarer Herr ist. Da kann er auch schon einmal den Angehörigen der Opfer eines großen Grubenunglücks herrisch über den Mund fahren. Jetzt wurde die Zeitschrift Penguen wegen einer Karikatur auf ihrem Titel verurteilt. Darauf ist ein schlecht gelaunter Erdogan zu sehen, der bei seinem Amtsantritt die Beamten im Palast fragt, ob man zur Feier des Tages nicht "wenigstens einen Journalisten schlachten" könne. Nebenaspekt: Einer der beiden gezeichneten Beamten macht mit der Hand ein Zeichen, das in der Türkei für "Homosexueller" steht.

Diese Obsession mit Homosexualität in autoritären Regimen (siehe Wladimir Putin) ist schon auffallend, aber der Kern der Geschichte ist schon einigermaßen deprimierend:

Die Türkei rutscht in eine paranoide, unduldsame Ein-Mann-Herrschaft (oder ist schon längst eine), die ihre Bürger wegen Lächerlichkeiten verfolgt. Das ist nicht gut für Europa, nicht gut für die Türkei selbst. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 26.3.2015)