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Afghanistans Präsident Ashraf Ghani, US-Außenminister John Kerry und Afghanistans Gouverneur Abdullah Abdullah trugen ihr gutes Verhältnis öffentlich zur Schau.

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Präsident Ghani und Präsident Obama.

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Barack Obama dreht an den afghanischen Stellschrauben. Die USA werden ihre Truppenstärke inAfghanistan nun doch nicht bis Jahresende halbieren. Vorerst bleiben 9800 Soldaten im Land, um der erwarteten Frühjahrsoffensive der Taliban Paroli zu bieten.

Am Ziel, Ende 2016 bis auf ein paar Hundert Mann das gesamte Kontingent nach Hause zu beordern, will der Präsident dagegen nicht rütteln. Auf Dauer, betont Obama, könne sich Kabul nicht auf fremdes Militär verlassen. Doch angesichts der Erfahrungen im Irak, wo dem Abzug der GIs der Aufstieg der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) folgte, wächst der Druck, auch die Rückzugspläne fürs nächste Jahr zu korrigieren.

Den Einsatz in Afghanistan zu beenden, der bisher mit rund einer Billion Dollar zu Buche schlägt, gehört zu den Eckpunkten von Obamas Agenda. Andererseits hat ein Mann die politische Bühne Kabuls verlassen, der den Pragmatiker im Oval Office mit seinen theatralischen Auftritten zuletzt nur noch nervte: Mit Hamid Karsai, dem Liebling George W. Bushs, fand Obama nie eine gemeinsame Sprache. Bei Ashraf Ghani, Karsais Nachfolger, liegen die Dinge anders. Nicht nur, dass Ghani an der Columbia University studierte, bei der Weltbank arbeitete und als intimer Amerikakenner gilt. Er versteht es auch, Töne anzuschlagen, die in Washington Wirkung hinterlassen.

"Afghanistan bittet die USA nicht, für uns den Job zu erledigen. Unser Ziel ist die Eigenständigkeit", versprach er in einem Essay, den er mit seinem Regierungschef Abdullah Abdullah in der Washington Postveröffentlichte. Eine Verbeugung vor Obama. Zugleich stellten beide die Schlüsselposition ihres Landes heraus, indem sie anmerkten, Afghanistan sei die "östliche Mauer, die dem Gemetzel des ,Islamischen Staats' Einhalt gebietet".

Warnung vor der IS

Ganz ähnlich klingt der Republikaner John Boehner, der Speaker des Repräsentantenhauses, wenn er davor warnt, die IS könnte in Afghanistan genauso erstarken, wie im Irak. Kein Wunder, dass Boehner dem Gast den roten Teppich ausrollte, indem er ihn am Mittwoch vor beiden Kammern des Kongresses reden ließ.

Allerdings gibt es auch konkrete Gründe, die Obama zu einem Sinneswandel bewogen. In Kandahar und Jalalabad betreiben Pentagon und CIA Stützpunkte. In Jalalabad waren 2011 die Navy Seals gestartet, bevor sie Bin Ladens Versteck im pakistanischen Abbottabad stürmten. Die Basis dient auch als Drehscheibe für Drohnenangriffe in den unwegsamen Stammesgebieten der Grenzregion Pakistans. Wolle man bei der Antiterrorstrategie keine Abstriche machen, heißt es in Washington, dürften kaum weniger als 10.000 US-Soldaten am Hindukusch stationiert sein. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 26.3.2015)