Udo Kier spielt den leberkranken Patriarchen in "Altes Geld".

Foto: ORF

Wien - Handschuhe aus Menschenhaut, ein Nazivermögen für eine neue Leber, versuchter Analverkehr und vollzogener Inzest, ein alkoholkranker Wiener Bürgermeister mit enger Verbindung zu Boulevardverlegerbrüdern, Drogen, Suizidneigung und Bestechung: David Schalkos neue TV-Serie für den ORF, "Altes Geld", lässt kaum Provokationspotenzial aus.

Der ORF hat den Donnerstag zum "Pressetag" für "Altes Geld" erklärt, da wird präsentiert und interviewt und bis Donnerstag 13 Uhr sind die Medien gehalten, sich zurückzuhalten mit Informationen über die Serie. Teile hat der ORF schon Redaktionen zur Verfügung gestellt; dem STANDARD liegt schon eine Weile das Drehbuch vor.

DER STANDARD hält sich an die vom ORF vorgegebene Sperrfrist und referiert also inhaltlich vorerst nur, was die Fernsehzeitschrift "TV-Media" am Mittwoch so über die Serie berichtet und zeigt. Es verheißt, siehe oben, einiges Material für Erregung von Zeitungen, Zeitschriften und Onlinediensten.

Erregung nützt dem Verkauf des Produkts

Solche Erregung kann dem Verkauf des Produkts nützen: Ab Freitag ist "Altes Geld" zunächst gegen frisches Geld auf der Videoabrufplattform Flimmit zu haben; und, wie einst Schalkos Serienerfolg "Braunschlag", auf DVD.

Provokationspotenzial in sensiblen Zeiten

Der ORF hat sich 2014 an Flimmit beteiligt, zunächst mit 25,1 Prozent mit Perspektive auf 88 und schließlich eine Komplettübernahme. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk will in das Videoportal rund zwei Millionen Euro investieren und binnen drei bis fünf Jahren in die Gewinnzone kommen.

Im Herbst soll die Koproduktion mit Schalkos Superfilm im ORF-Fernsehen laufen. Für den Hauptabend würden die ansehnlichen Produktionskosten sprechen: 1,344 Millionen Euro schoss die Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR 2014 aus dem Fernsehfonds zu. Das war nach STANDARD-Infos mehr als ein Viertel der Produktionskosten für den Achtteiler.

Deftiger Serienstoff

Gegen den Hauptabend spricht der doch recht deftige Serienstoff. Zur besten Sendezeit wäre das zugleich Stoff für muntere Boulevardkampagnen, zum Beispiel gegen Fernsehdirektorin Kathrin Zechner oder gegen ORF-General Alexander Wrabetz. In einer durchaus heiklen Zeit, von der Wien-Wahl im Herbst bis zur Bestellung der nächsten ORF-Führung spätestens im Sommer 2016. (fid, DER STANDARD, 24.3.2015)