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Alexis Tsipras und Angela Merkel in Berlin.

Foto: Reuters / Hannibal Hanschke

Dass die deutsch-griechischen Beziehungen Richtung Otto-Rehhagel-Ära rasen, muss in dieser heiklen EU-Schuldenstunde bezweifelt werden. 2004 wurde das Land mit den schönsten Inseln Europas Fußballkönig; dem deutschen Trainer wie seinen Landsleuten flogen Herzen zu. Und fast hätte Athen Jürgens' Griechischer Wein zur Stadthymne erkoren.

Wird dauern, bis es wieder so weit ist - aber immerhin war Alexis Tsipras nun in Berlin. Und: Die Analyse der TV-Bilder und ihrer politischen Symbol- und Körpersprache ortet freundliche Signale. Um Merkel herum standen zwar bei der Begrüßung Männer mit Gewehren. Sie richteten ihre Instrumente allerdings gen Himmel, worauf sich Tsipras, von Merkel mütterlich angeleitet, gerne vor den Waffen verbeugte.

Die Kanzlerin wiederum schien für ihre Verhältnisse ungewohnt euphorisch auf Tsipras einzureden, wobei sie auch Warnungen aussandte: Sie trug Knallgelb, was ihren EU-Chefanspruch betonte (gelbes Radtrikot quasi). Zugleich wird Tsipras in Merkels Obergewand eine mahnende gelbe Karte erkannt haben, was ihn jedoch nicht daran hinderte, sein Kampflächeln zu zeigen.

Immerhin soll das Abendessen, so ZDF-Analytiker, fast fünf Stunden gedauert haben und "sachlich" geblieben sein. Regierungssprecher Steffen Seibert bekräftigte zudem, man habe "in konstruktiver Atmosphäre" Unmengen an Hühnchen verzehrt. Tsipras habe sogar auf einen Vorkoster verzichtet und er habe nach der fünften Hühnerkeule die Kanzlerin nach Griechenland eingeladen. Vielleicht wird alles gut. In Athen und später in Brüssel (bei den entscheidenden Gesprächen) sollte auf alle Fälle Hühnchen serviert werden. (Ljubiša Tošić, 25.3.2015)