Wien - Lenzing, Weltmarktführer bei Spezialfasern aus Zellulose, will mit runderneuerter Führung dem scharfen Gegenwind trotzen. Peter Untersperger (55), seit gut 30 Jahren bei Lenzing - 15 davon als Vorstand, die letzten sechs als CEO -, räumt Ende Mai den Posten. Ihm folgt der Kärntner Stefan Doboczky (47) nach, der die letzten Jahre beim niederländischen Chemiekonzern DSM tätig war.

Untersperger hat die Sanierungsschritte, deren erste 2013 gesetzt wurden, maßgeblich mitbestimmt. Er sieht "zwei Drittel der Arbeit getan" , wie er bei seiner letzten Bilanzpräsentation für Lenzing am Dienstag in Wien sagte. Seine Zukunft sei ungewiss, er gehe "erhobenen Hauptes".

Tatsächlich hat das 2013 initiierte Sparprogramm im Vorjahr erste Früchte getragen. Das operative Ergebnis (Ebitda) ist um 24 Prozent auf 240 Millionen Euro gestiegen. Abschreibungen von Firmenwerten in Indonesien und von Sachanlagen in China - zusammen 94 Millionen Euro - führten unterm Strich zu 14,2 Millionen Euro Verlust. Es sind die ersten roten Zahlen seit 1997, als Lenzing mit rund 54 Mio. Euro tief in die Verlustzone rutschte. 2013 schrieb der Konzern 50 Mio. Euro Gewinn.

Um Lenzing wieder nachhaltig in die schwarzen Zahlen zu bringen, wird an allen Ecken und Enden gespart. Der im Herbst angekündigte Abbau von zusätzlich 250 Vollzeitjobs in Lenzing, darunter ein Drittel Leiharbeiter, soll nun in mehreren Schritten angegangen werden. Betroffen ist diesmal fast nur der Technikbereich.

Zusätzlich zu Maßnahmen, die pro Jahr 120 Millionen Einsparungen bringen sollen, sucht man nach 40 Millionen Euro streichbaren Kosten. Seit 2013 wurden im Konzern bereits 650 Vollzeitjobs abgebaut. Im Herbst beschäftigte Lenzing weltweit 6150 Mitarbeiter, davon 2950 in Österreich.

Weniger Dividende

Ob die Rückkehr in die Gewinnzone schon heuer gelingen kann, ist indes fraglich. "Wir wollen das natürlich, trauen uns aber keine Prognose zu", sagte Finanzvorstand Thomas Riegler. Er und Vertriebsvorstand Robert van de Kerkhof haben vor knapp einem Jahr bei Lenzing angedockt.

Probleme bereitet Lenzing der Verfall der Viskosepreise. Durch den Preissturz bei Rohöl gibt es zusätzliche Konkurrenz durch das ebenfalls deutlich billiger gewordene Polyester. Ein Pluspunkt im düsteren Umfeld sei, dass man stärker als die Konkurrenz wachse und Marktanteile dazugewinne.

Die Dividende wird von 1,75 Euro auf 1,0 Euro gekürzt. An der Börse gab der Kurs der Lenzing-Aktie am Dienstag teilweise um knapp sechs Prozent nach. (stro)