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Gianni Infantino, Generalsekretär des europäischen Fußballs.

Foto: Reuters/BALIBOUSE

Wien - Spricht Gianni Infantino, darf nicht jeder gute Nachrichten erwarten. Das ist bei den Europacup-Auslosungen so, für die der Schweizer Anwalt den Zeremonienmeister gibt, das ist beim 39. Kongress des europäischen Fußballverbandes (Uefa) so, den er heute in der Messe Wien als Generalsekretär orchestriert. Gute Nachrichten hatte Infantino an seinem 45. Geburtstag für jene Vereine, die in den nächsten drei Saisonen den Europacup schmücken. Für sie stehen 1,63 Milliarden Euro (Champions League 1,25 statt 1,05 Mrd., Europa League 380 statt 330 Millionen) pro Saison bereit. Den Rest der Einahmen in Höhe von 2,4 Mrd. lässt die Uefa via Solidaritätspaket auf jene herabprasseln, die weniger vermögend sind, auch weil sie sportlich einfach weniger vermögen.

Die Uefa sieht Infantino allerdings nicht als reine Wohltäterin. "Fußball ist nicht wie die Olympischen Spiele, bei denen es wichtig ist, dabei zu sein. Im Fußball geht es um das Gewinnen." Der General antwortete damit für seinen Chef Michel Platini auf eine Provokation Joseph Blatters. Der Präsident des Weltverbandes Fifa hatte sich just im Vorfeld des Wiener Kongresses, den er heute mit einer Rede eröffnet, darüber verbreitert, dass Asien mehr als die derzeit nur 4,5 WM-Plätze verdiene.

Auf wessen Kosten dieser Zuwachs zu gehen habe, brauchte der 79-Jährige gar nicht sagen, die Europäer fühlten sich ohnehin angesprochen. Und replizierten wie eben Infantino, der die Weltrangliste anführte, in der 19 europäische Nationen die besten 32 schmücken. Oder die vergangenen drei Weltmeister: Italien, Spanien, Deutschland. Kurz und gut, Europa müsse eigentlich einen Startplatz dazubekommen zu den derzeit 13. Dass die nächste WM (2018) mit Gastgeber Russland ohnehin auf 14 Europäer kommt, spielt da keine Rolle.

Dass Blatters Fifa in Vorwahlzeiten mit zwei europäischen Gegenkandidaten zum Chef nicht sehr viel richtig machen kann, ist klar. Also findet Infantino auch die Erhöhung der WM-Abstellungsgebühren für Vereine von 70 auf 209 Millionen Dollar pro Turnier eher billig als recht. "Die Fifa nimmt mit der WM fünf Milliarden ein. Wir zahlen 150 Millionen von EM-Einnahmen in Höhe von zwei Milliarden."

Dass Abstellungsgebühren und Gewinn zwei Paar Schuhe sind, lässt der fünfsprachige Uefa-General unter den Tisch fallen. Nach der WM 2014 in Brasilien flossen vom Umsatz in Höhe von 3,3 Milliarden Euro 425 Millionen als Prämien an die Teilnehmer und nochmals 147,7 Millionen an die 209 Mitgliedsverbände. Derlei Begehrlichkeiten pflegt Blatter aus Eigennutz zu befriedigen. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 24.4.2015)