Bild nicht mehr verfügbar.

Pirelli kann mit einer größeren Präsenz im Wachstumsmarkt China rechnen.

Foto: Reuters/Giorgio Perottino

Mailand - Ein Aushängeschild der italienischen Industrie, der Mailänder Reifenkonzern Pirelli, gerät definitiv unter chinesische Kontrolle. Chinas größter Chemiekonzern, China National Chemical Corporation (ChemChina), ist gewillt, bis zu 7,1 Milliarden Euro für den Reifenkoloss zu investieren.

In einem ersten Schritt hat sich ChemChina 26,2 Prozent der Pirelli-Anteile für knapp 1,9 Milliarden Euro gesichert, wie das Unternehmen am Montag in Peking bestätigt. Mittels eines öffentlichen Übernahmeangebots sollen mindestens 65 Prozent der Pirelli-Anteile unter chinesische Obhut gelangen, die restlichen 12,4 bzw. 26,6 Prozent sind dem bisherigen Großaktionär Rosneft bzw. dem von Pirelli-Präsident Marco Tronchetti Provera geführten Konsortium vorbehalten. Sollte ChemChina mit dem Deal über seine hundertprozentige Tochter China National Tire and Rubber Company (CNRC) erfolgreich sein, würde es sich um einen der größten Einstiege eines staatlichen chinesischen Unternehmens im Ausland handeln.

Zugang zum Wachstumsmarkt

Für Italien handelt es sich wiederum um die größte Auslandsinvestition seit Jahren. Pirelli erwartet sich von dem Deal einen besseren Zugang zum asiatischen Wachstumsmarkt. So soll das Geschäft mit Lkw-Reifen vom Mailänder Konzern abgetrennt und mit einigen ChemChina-Tochtergesellschaften fusioniert werden.

Pirelli hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von sechs Milliarden Euro verzeichnet. Der Reifenkonzern hat sich bis jetzt noch nicht vom einstigen Abenteuer erholt, als Pirelli-Chef Tronchetti Provera im Jahr 2002 die Telecom Italia übernahm. Für Pirelli war es ein Verlustgeschäft, das den Reifenkonzern mehr als drei Milliarden Euro gekostet hat.

Der Deal soll bis Sommer abgeschlossen sein. Auch die beiden Pirelli-Rivalen Continental und Michelin wollen ihr Geschäft in Asien ausbauen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 24.3.2015)