Bild nicht mehr verfügbar.

400 Polizisten waren am Sonntag in Bregenz im Einsatz, um offiziell 70 Pegida-Anhänger und 700 Gegner voneinander fernzuhalten.

Foto: APA/Mathis

Bregenz - Sonntagmittag im Bregenzer Zentrum: Der Kornmarktplatz ist hermetisch abgeriegelt, Museum, Kunsthaus, Theater und sämtliche Cafés sind geschlossen. Rund um den Platz stehen zig Polizeiautos. 400 Polizistinnen und Polizisten warten auf ihren Einsatz. Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) hat Premiere in Vorarlberg.

Eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn ist von Pegida nichts zu sehen. Ein paar Straßen weiter sammeln sich Jungsozis, Grüne, kurdische und türkische Initiativen zur Gegendemo. Der Zug wächst auf rund 650 Menschen an, die lautstark gegen Faschismus und Fremdenhass anschreien.

"Ami go home"

Auf dem Kornmarktplatz packen Pegida-Anhänger aus Deutschland, Oberösterreich und der Schweiz Transparente aus. "Ami go home", schreibt ein junger Mann auf einen Karton. Auf die Frage, ob es viele Amerikaner in Bregenz gebe, sagt er mit russischem Akzent, von denen gebe es überall in Europa zu viele. Der Pegida-Anhänger kommt wie die meisten Demonstranten aus Deutschland. Wie drei glatzköpfige Schwaben, die auf die Frage, warum sie nach Bregenz gekommen sind, sagen: "Weil halt hier ei Demo isch." Einer wird konkreter: "Ich hasse die Moslem." Man könne ja daheim in Ravensburg abends nicht mehr auf die Straße gehen. Sein Kumpel ergänzt: "Und die Kinder kann man am Spielplatz auch nicht mehr alleine lassen, liegen ja lauter Scherben herum."

Laut Polizei etwa 100 Menschen versammeln sich um die Pegida-Redner. In der ersten Reihe mit Österreich- und Vorarlberg-Fahnen die Vertreter der Einheimischen: eine Gruppe Skinheads. Aus Vorarlberg darf niemand sprechen. Die Organisatorin, eine Frau aus Hohenems, bekam von den deutschen Kameraden Redeverbot. Viel spricht dagegen der Schweizer Ignaz Bearth, Gründer der Direktdemokratischen Partei, rechts von Christoph Blochers SVP angesiedelt. Er ermuntert, sich gegen die Demokratie, die ja eine Demokratur sei, zu wehren. Einpeitscher ist der Münchner Michael Stürzenberger. Er hat klare Feindbilder: Die "linken Idioten" und die "faschistische Ideologie des Islam".

Obwohl die Gegendemo nur wenige Meter entfernt stattfand, kam es zu keinen Zwischenfällen. Es kam zu zwei Festnahmen, eine wegen Waffenbesitzes, eine wegen Ordnungsstörung. (jub, DER STANDARD, 23.3.2015)