Die Hoffnungen der vergangenen Woche, dass die jemenitischen Bürgerkriegsfraktionen noch einmal am Verhandlungstisch über eine Machtteilung verhandeln könnten, sind verflogen. Die Huthis, bis 2014 eine lokale nördliche Rebellengruppe, haben nach Sanaa nun auch Taiz, die drittgrößte Stadt des Landes, eingenommen. Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi, der ins südliche Aden geflüchtet ist, hat zwar die Anerkennung der internationalen Gemeinschaft, aber nicht die Kontrolle über sein Land. Insofern ähnelt die Situation im Jemen jener in Libyen.

Die beiden (wie in Libyen disparaten) Kriegsparteien tun alles, damit aus dem inneren jemenitischen Machtkampf, der mit dem Aufstand in einer marginalisierten Peripherie eines schwachen Staates begann, ein regionaler Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wird. Mit den üblichen konfessionellen Untertönen: Die schiitischen Huthis nennen sich "Ansar Allah" (Unterstützer Allahs) – was auf der anderen Seite nicht nur die "normalen" Sunniten aufbringt, sondern auch ein enormes Mobilisierungspotenzial für Al-Kaida und Konsorten schafft.

Die Huthis lassen sich vom Expräsidenten Ali Abdullah Saleh unterstützen, der sie früher selbst bekämpft hat. Eine seltsame Zweckallianz: Die Huthis brauchen die Teile der Armee, die ihm treu geblieben sind, und für ihn ist die Stunde der Rache für seine 2012 durch den arabischen Golfkooperationsrat erzwungene Abdankung gekommen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 23.3.2015)