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Wichtige Entscheidungen stehen diese Woche im Headquarter der OMV in der Wiener Trabrennstraße an. Der Aufsichtsrat des Mineralölkonzerns will am Freitag einen neuen Generaldirektor küren.

Foto: APA/Jäger

Wien - Wenn am Freitag der Aufsichtsrat der OMV zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentritt, sind die Scheinwerfer auf die Geschehnisse an der Konzernspitze gerichtet. Gerhard Roiss muss, wie berichtet, laut einstimmigem Beschluss des Aufsichtsgremiums spätestens Ende Juni als Generaldirektor von Österreichs größtem Unternehmen gehen. Der Personalberater Korn Ferry dürfte einen geeigneten Nachfolger schon gefunden haben. Wegen noch zu klärender Details hat der Aufsichtsrat vorigen Mittwoch die Entscheidung auf diesen Freitag vertagt.

Im Schatten dieser Rochade wird auch heftig um eine weitere Position gerungen. Es geht um die Zukunft des Bereichs Exploration & Produktion (E&P; Auffinden neuer Lagerstätten und Fördern von Öl und Gas; Anm.). Wegen geänderter Marktbedingungen verdienen Ölunternehmen ihr Geld seit einigen Jahren nicht mehr im Downstream-Bereich (Raffinerien, Tank-stellen), sondern im Upstream-Segment (E&P). Dieses Geschäftsfeld ist somit auch für die OMV wichtiger denn je.

Der Vertrag des aus Holland stammenden Jaap Huijskes, der im Sommer 2010 die Nachfolge des langjährigen E&P-Vorstands Helmut Langanger angetreten hat, läuft zwar noch bis September 2018. Er will die OMV aber vorzeitig im ersten Halbjahr 2016 verlassen - "ausschließlich aus privaten Gründen", wie er im vorigen September bekanntgab. Und wieder ist es Korn Ferry, der mit der Nachfolgersuche betraut wurde.

"Expat"-Netzwerk

Huijskes hat in den vergangenen Jahren entscheidende Positionen im E&P-Bereich mit Personen seines Vertrauens besetzt, einige von Shell kommend wie er selbst, aber auch von BP und anderen Unternehmen. Unabhängig von den fachlichen Qualitäten dieses "Expat"-Netzwerks sei damit zu rechnen, dass viele ihre Position in der OMV nur als Sprungbrett für einen weiteren Karriereschritt in ihrer Heimat nutzen. "Das heißt, dass diese Leute die langfristigen Auswirkungen ihrer Entscheidungen nicht mehr selbst bei der OMV miterleben", sagte ein mit der Materie Vertrauter dem STANDARD. "Das ist denkbar schlecht für die OMV."

Gerüchten zufolge sind von der Handvoll Kandidaten, die Korn Ferry für die Huijskes-Nachfolge vorsortiert hat, nur zwei intensiven Hearings unterzogen worden. Einer ist Ex-BP-Mann David Latin.

Als Senior-Vicepresident zeichnet Latin für die Bereiche Nordsee, aber auch für die nicht minder problematischen Engagements in Libyen und Tunesien verantwortlich. Latin dürfte sich der Unterstützung von Roy Franklin sicher sein - ebenfalls Brite und ein BP-Mann. Franklin wurde vor knapp einem Jahr in den Aufsichtsrat der OMV berufen.

Beim zweiten handelt es sich um Johann Pleininger, Österreicher und in der OMV groß geworden. Er soll in Staatspräsident Klaus Johannis einen Fürsprecher haben, zumal man auch in der Rumänientochter der OMV, Petrom, große Stücke auf Pleininger hält.

Da sich Pleininger seine Karriere, ausgehend vom Erdölförderbetrieb Gänserndorf, hart erarbeitet hat, ist ihm auch die Unterstützung des nach wie vor einflussreichen ehemaligen SPÖ-Bürgermeisters und OMV-Betriebsrats Leopold Abraham sicher, wollen gut informierte Kreise wissen. Anders als international in Ölunternehmen üblich wäre dieser wichtige Vorstandsposten dann aber mit einem Manager ohne klassische Ausbildung (Geologie, Petroleum Engineering etc.) besetzt.

Politische "Nullgruppler"

Dem Vernehmen nach sollen sich zuletzt Parteisekretariate dafür starkgemacht haben, dass "politische Nullgruppler" (die weder SPÖ noch ÖVP angehören) gar nicht erst angehört werden. Kurze Zeit galt als wahrscheinlich, dass der Aufsichtsrat die Entscheidung über den neuen CEO und den Vorstand E&P in einem Aufwasch erledigt. Das dürfte vom Tisch sein.

Dennoch gehen Insider davon aus, dass die Entscheidung über die Huijskes-Nachfolge rasch erfolgt. Der Holländer könnte schon bald bei vollen Bezügen spazieren gehen.

"Auch wenn so etwas natürlich schwer kommunizierbar ist: Es geht darum, den Informationsfluss zu stoppen. Huijskes wird nicht nach Holland zurückgehen, um Tulpen zu züchten. Er wird in der Branche bleiben, und da sind solche Informationen Goldes wert", sagte ein Insider. (Günther Strobl, DER STANDARD, 23.3.2015)