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Wenn sich zwei Slowenen streiten, freut sich Severin Freund.

Foto: APA/EPA/Bat

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Ein Küsschen für die Kugel.

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Planica - Severin Freund hat nach dem wohl dramatischsten Finale im Skisprung-Weltcup aller Zeiten mit dem letzten Sprung hauchdünn die Kristallkugel für den Gesamtsieg gewonnen. Der Deutsche landete am Sonntag nur auf Rang sieben, doch das reichte, weil Halbzeitleader Peter Prevc um 2,8 Punkte von seinem Landsmann Jurij Tepes bezwungen wurde.

Freund und Prevc wiesen jeweils 1.729 Zähler in der Gesamtwertung auf, Freund gewann nach 37 Weltcup-Bewerben nur aufgrund von mehr Einzelsiegen. Tepes hatte dies mit einem sensationellen 244-m-Flug und einer Wertung von 5 x 20 beim Satz vom vierten Rang zum Sieg aber ermöglicht. Für Prevc, der schon im Vorjahr Gesamt-Zweiter war, bedeutete die kleine Kristallkugel für den Skiflug-Weltcup wohl nur einen schwachen Trost. Freund kürte sich als erster Deutscher seit Martin Schmitt 2000 zum Champion.

Stefan Kraft (1.578) wurde Gesamt-Dritter und war als Tages-Vierter auch bester Österreicher im letzten Saisonbewerb. Michael Hayböck (6.) und Gregor Schlierenzauer (9.) landeten ebenfalls in den Top Ten.

Der gute Mensch aus Niederbayern

Kreischende Teenagerhorden, die laut und deutlich nach einem Kind von ihm gieren, sind im Gefolge von Gesamtweltcupsieger Freund nur schwer vorstellbar. Auch der endgültige sportliche Durchbruch wird aus dem 26-jährigen Wahlmünchner aus dem Bayerischen Wald nicht ein Idol der Massen machen, wie es ein Martin Schmitt war, der als bisher letzter Deutscher den Gesamtweltcup der Skispringer gewann – gleich im Doppelpack, 1999 und 2000 nämlich.

Und schon gar nicht wird sich Freund, der Springer vom WSV DJK Rastbüchl, jemals der Anbetung ausgesetzt sehen, wie sie Sven Hannawald entgegenschlug, dem jeweils hinter dem Polen Adam Malysz Zweitplatzierten von 2001 und 2002. Dass die Verehrung an "Hanni" nicht spurlos vorüberging, braucht Freund gar nicht als Argument für die Zufriedenheit mit seinem gegenwärtigen Status – er ist vor allem als fairer Sportsmann geachtet wie seinerzeit der erste deutsche Gesamtsieger, wie Jens Weißflog, der 1984 noch für die DDR sprang.

Karriereleiter

Freund werden die Erfolge – neben dem Gewinn des Gesamtweltcups sprang er in dieser Saison in Falun zu WM-Gold von der Großschanze und im Mixed sowie zu -Silber von der Kleinschanze – ohne Wenn und Aber gegönnt. Auch weil dem Mannschaftsolympiasieger das Fliegen nicht zugefolgen ist, quasi. "Severin ist die Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben geklettert. Er musste sich vieles erarbeiten. Daher weiß er, worauf es ankommt, weil er nichts geschenkt bekommt", sagt der österreichische Coach der Deutschen, Werner Schuster.

Freund, seit 2008 Betriebswirtschaftsstudent an der Fachhochschule Ansbach, ist kein Freund der Blasmusik, wie sie im "Tal der Schanzen" unweit der österreichischen Grenze mit Titeln wie "Planica, Planica, du Königin des Schnees" zelebriert wird. Am Freitag klang sie dem Freund elektronischer Beats besonders schrill in den Ohren, nachdem Lokalmatador Peter Prvc gewonnen hatte und ihm bis auf 44 Punkte nahegekommen war. Nach dem Finale am Sonntag, als ihm Platz sieben aufgrund der höheren Zahl von Siegen reichte, weil Prevc noch von Landsmann und Kumpel Juri Tepes überflügelt worden war, gab der Triumphator einen fast schon typischen Freund von sich: "Das ist das Größte, was man als Skispringer erreichen kann. Es war nicht unbedingt mein Ziel, das schon in dieser Saison zu schaffen." (APA/lü, derStandard.at 22.3.2015)