Die beiden Herren wussten nicht, dass ihr Mikrofon offen war. Er habe, sagte Nicolas Sarkozy, die Nase voll von Benjamin Netanjahu. Der Mann sei ein Lügner. Der französische Präsident möge sich bloß nicht so anstellen, erwiderte Barack Obama, schließlich sei ja er derjenige, der jeden Tag mit Netanjahu zu tun habe. Dieses kleine Fenster politischer Ehrlichkeit tat sich beim G-20-Gipfel in Cannes vor gut drei Jahren auf. Seither allerdings ist das Verhältnis zwischen dem Weißen Haus und dem jüngst wiedergewählten israelischen Ministerpräsidenten noch schlechter geworden. Und zwar so sehr, dass die USA nun beinahe unverhohlen damit drohen, den Schutzschild über Israel im UN-Sicherheitsrat zurückzuziehen.

Für die kommenden beiden Jahre bedeutet das - dafür braucht es keine versehentlich eingeschalteten Mikros mehr - einen offenen Konflikt zwischen Obama und Netanjahu, der sein politisches Überleben über die US-Interessen und letztlich auch jene Israels gestellt hat. Das Abgehen von der Zweistaatenlösung macht jede weitere Friedensbemühung im Konflikt mit den Palästinensern unmöglich. Das Hintertreiben eines Atom-Deals mit dem Iran könnte die chaotische Lage in der Region noch schwieriger machen.

Israels Sicherheit - immerhin das politische Leitmotiv Netanjahus - ist diese Situation mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zuträglich. Denn diese garantieren immer noch die USA, und nur die USA. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 21.3.2015)