Ilma Rakusa lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Publizistin und Universitätslektorin in Zürich, zur Welt kam sie 1946 in der Slowakei. Polyglott und weltoffen war Rakusa schon immer: der Vater Slowene, die Mutter Ungarin, die frühen Kinderjahre verbringt sie in Ljubljana, Budapest sowie in der Nähe von Triest. Als Taferlklasslerin spricht sie bereits drei Sprachen (Ungarisch, Slowenisch/Serbokroatisch, Italienisch) Heute schreibt sie auf Deutsch.Zum Studium geht Rakusa dann nach Leningrad, russische Dichter wie Dostojewski oder Puschkin haben sie fasziniert und geprägt, nicht zuletzt, weil Literatur und Kunst in Zeiten stetigen Unterwegsseins eine Art Heimat bieten.

Im Rahmen der Vortragsreihe Ost-West-Passagen wird sie am Montag einige Berufskolleginnen würdigen, Titel des Referats: Osteuropäische Autorinnen sprechen Klartext. Von Frauenliteratur, die mit politischen und anderen Tabus aufräumt. Die Weißrussin Swetlana Alexijewitsch, die Russin Ljudmila Ulitzkaja, die Ukrainerin Oksana Sabuschko, die Polin Joanna Bator oder die Kroatin Dubravka Ugresic verbindet eines: Sie alle haben in ihren Romanen, Essays und dokumentarischen Texten heikle Themen nicht gescheut, sich vor allem mit Vergangenheit und Gegenwart auf schonungslose Art und Weise auseinandergesetzt.

In den postkommunistischen Zeiten mit seinem verschärften Nationalismus hat ihnen das in den jeweiligen Heimatländern nicht nur Freunde eingebracht. Ugresic bezahlte die Kritik am Jugoslawienkrieg mit dem Exil, Alexijewitsch konnte ihre Bücher nicht in Minsk veröffentlichen. Wer die Krisen in Osteuropa besser verstehen will, dem sei die Lektüre dieser Autorinnen empfohlen. Einen ersten Einblick mit kritischer Bewertung wird Ilma Rakusa am Montag geben. Weitere Vorträge mit dem Politikwissenschafter Gerhard Mangott, Historiker Karl Schlögel und dem Essayisten Karl-Markus Gauß sind geplant. (dog, DER STANDARD, 21./22.3.2015)