Die Idee, erst die Kiste mit den alten Büchern und später dann den Wocheneinkauf einfach in den Raum hinter den Fahrersitzen zu schmeißen, war nur kurz eine gute. Nicht einmal so lange, wie der E-Motor braucht, um die Schiebetür zu öffnen. Denn was sich auftut, wenn man die neue V-Klasse in der Ausstattungsvariante der ersten Edition hinten auftut, lässt so manchen S-Klasse-Besitzer ganz schnell blass werden.

Nicht nur, dass man in der V-Klasse natürlich viel mehr Platz hat, steht der Innenraum der S-Klasse gerade im Passagierabteil um nichts nach. Vier Stühle hat unser V 250 Blue Tec, die einander zugewandt sind. Zwischen ihnen kann man sich ein Tischerl herbeizaubern und dann während der Fahrt wichtige Pläne anschauen, Verträge unterzeichnen oder eine Runde DKT spielen.

Foto: Gluschitsch

In dieser Business-Lounge haben die alten Bücher nichts verloren. Nichts die Plastiksackerln vom Supermarkt. Wenn schon, dann höchstens eine dieser riesigen Papiertaschen, die man bei den feinen Designern bekommt. Auf dem Schoß der neu Eingekleideten.

Die würde übrigens eh nicht auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Dafür ist es hinten viel zu luxuriös. Den Sitz richtet man sich, wie man ihn braucht, die Burmester-Anlage sorgt für einen Satz heiße Ohren, das Gepäck ist gut im noch einmal mehr als 1000 Liter fassenden Heck verstaut.

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Die Heckklappe, die man ganz oder nur deren Fenster öffnen kann, ist nicht die einzige intelligente Ladelösung der V-Klasse. Die Hutablage ist nicht einfach eine Abdeckung, die vorwiegend Sichtschutz ist. Sie ist robust genug, dass man darauf sogar schwerere Gegenstände verstauen kann. Und in der Hutablage sind noch zwei Klappkisten versteckt.

Hinter der ersten Reihe gibt sich die neue V-Klasse also tadellos. Doch wie schaut es ganz vorne aus? Sehr gut schaut es aus. Statt billigen Plastiks sehen wir feinstes Holz. Das gesamte Cockpit ist so hochwertig, dass sich manche teure Limousine daran ein Beispiel nehmen könnte.

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Angenehm ist auch, dass sich die V-Klasse nicht wie ein riesiger Van fährt. Manchmal hat man fast das Gefühl, einen der neuen Cityflitzer zu lenken, bei denen man ja auch schon fast über der Vorderachse sitzt. In Wirklichkeit thront man aber in mehr als fünf Metern Auto, pilotiert mehr als zwei Tonnen Blech, Leder und Glas durch die Stadt.

Wer sich davor fürchtet, mit der V-Klasse keinen Parkplatz zu finden, sei beruhigt: Der Parkassistent macht das schon. Er ist einer von einer ganzen Reise von Systemen, die das Fahren sicherer machen. Abstandstempomat, Totwinkel- und Kollisionsassistent. Mit zum Feinsten, gerade rund um Wien, zählt der Seitenwind-Assistent.

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Einziges Manko: Der Vierzylinder-Diesel mit 190 PS läuft, wenn es draußen sehr kalt ist, die ersten Meter etwas rau. Dafür begnügt er sich mit weniger als acht Litern. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 20.3.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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