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Tinnitracks verspricht eine Minderung des störenden Ohrenpfeifens durch gefilterte Musik.

Erfolgreich verlief der Auftritt des deutschen Startups Sonormed auf dem SXSW-Festival in Texas. Und das, obwohl man erst auf Drängen der eigenen Partner die Reise in die USA angetreten hatte. Nun hat die Hamburger Firma mit ihrer App-basierten Tinnitus-Therapie die Auszeichnung in der Kategorie "Digital Health and Life Science" im Accelerator-Wettbewerb und damit Aufmerksamkeit und Preisgeld gesichert.

Tinnitracks heißt ihre Software, die sich die Fähigkeit des Gehirns zu eigen zu machen, sich konstant auf neue Veränderungen einzustellen. Man nutzt ein Audiotherapie-Verfahren, um langfristig das störende Pfeifen in den Ohren bei den Betroffenen zu mildern.

Gefilterte Musik

Das Verfahren sieht vor, dass der Patient über wenigstens sechs Monate pro Tag ein bis zwei Stunden lang Musik hört und könnte künftig auch ärztlich verschrieben werden. Der Clou: Es kann frei aus der eigenen Sammlung gewählt werden.

Denn vor der Aufnahme der Selbstbehandlung wird die Frequenz des Tinnitus ermittelt. Diese wird aus den einzelnen Songs über ein Webtool herausgefiltert, ehe man diese auf ein Abspielgerät nach Wahl kopiert und anhört. Helfen soll die Therapie bei subjektiv empfundenen, tonalem und chronischem Tinnitus.

Online-Plattform und App

Empfohlen werden dafür Kopfhörer mit hoher Klangtreue und guter Isolierung von äußeren Lärmquellen. Zu diesem Zwecke ist Sonormed eine Partnerschaft mit dem Hersteller Sennheiser eingegangen.

Die Online-Plattform von Tinnitracks soll eine "therapiegerechte Frequenzfilterung" und Speicherung der Musik sicherstellen sowie Kontrolle des Behandlungsfortschritts ermöglichen. Derzeit existiert die Applikation nur für Browser, eine App für Mobilgeräte soll allerdings bald folgen. Der Zugang ist kostenpflichtig und kostet 539 Euro für ein Jahr.

Viele Betroffene

Tinnitus ist zwar eine akustisch wahrgenommene Erscheinung, geht aber laut Angaben von Sonormed in fast allen Fällen vom Gehirn aus. Er soll meist eine Folge von altersbedingtem Hörverlust und häufiger Beschallung mit hoher Lautstärke sein. Letzten Erkenntnissen zufolge wird der Ton durch Hyperaktivität von Nervenzellen im Hörzentrum ausgelöst, vollständig erforscht ist das Leiden allerdings noch nicht.

Nach Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga im Jahr 2011 leiden 2,7 Millionen Deutsche an chronischem Tinnitus. Die Österreichische Tinnitus-Liga spricht von 100.000 Menschen und insgesamt bis zu einer Million Betroffenen, die zumindest schon einmal eine längere Tinnitus-Episode erlebt haben. Vor allem bei jüngeren Menschen beobachtet man eine Zunahme der Fälle. (gpi, 20.03.2015)