Erst lobte er den türkischstämmigen Kandidaten auf blauer Gemeindeliste, dann distanzierte er sich ...

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... nach der Wahl sprach er sogar von "Fehlbesetzung": FP-Bundesobmann Heinz-Christian Strache.

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Wien/Bregenz – Parteiinterner Zank ist in der FPÖ ist nichts Neues, auch Abspaltungen unzufriedener Gruppen innerhalb der Partei kamen in der Vergangenheit öfters vor – doch bei der Definition des äußeren Feindes, der seit einiger Zeit im Islam besteht, war man sich hingegen zumindest nach außen hin einig.

Auch das scheint nun nicht mehr gewiss zu sein. Zwischen der Vorarlberger FPÖ und der Bundesparteispitze gärt es zurzeit wegen der Kandidatur des türkischstämmigen Unternehmers Hasan Sükün, der bei den Gemeindewahlen am vergangenen Sonntag den Einzug in den Lustenauer Gemeinderat verpasst hat.

Anlass war ein auf derStandard.at erschienenes Interview mit dem parteifreien Kandidaten der FPÖ-Liste, in dem er sich äußerst wortkarg zeigte, was seine politischen Intentionen betrifft: Gefragt, was er als Gemeinderat bewegen wolle, sagte Sükün: "Das möchte ich jetzt nicht erwähnen. Erst nach der Wahl. (...) Die, die mich kennen, wissen, wie ich mich engagieren werde."

"Siebenter Zwerg"

Auch auf die Frage, warum er sich auf Facebook als Fan des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan deklariere, äußerte sich Sükün nicht und blieb trotz mehrerer Nachfragen bei seiner Linie der strikten Auskunftsverweigerung.

Weniger geradlinig zeigte sich FPÖ-Bundesparteichef Heinz-Christian Strache. Hatte er Sükün zuvor im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" noch gelobt und dessen Kandidatur sogar als Zeichen dafür, "dass wir nicht ausländerfeindlich sind", gewertet, so bezeichnete er Sükün nach Erscheinen des STANDARD-Interviews plötzlich nur noch als "siebenten Zwerg (...) hinter dem siebenten Berg", dessen Kandidatur folglich "kein Grund zur Aufregung" sei.

Als nach der Wahl am Sonntag jedoch bekannt wurde, dass Sükün auch Mitglied des vom türkischen Staat finanzierten österreichischen Moscheevereins Atib ist, platzte dem blauen Bundes-Chef dann endgültig der Kragen.

Ohne Süküns Namen zu nennen, donnerte Strache auf seinem Facebook-Profil, die Kandidatur des Austrotürken sei "keinesfalls zu akzeptieren", denn sie widerspreche der "abendländischen Werte- und Gesellschaftsordnung". Und weiter: "Hier trifft die Verantwortlichen in der Gemeinde Lustenau ein klares Auswahlverschulden in Form einer personellen Fehlbesetzung".

Ärger im Ländle

Sollte der freiheitliche Bundesparteichef damit gerechnet haben, dass sein Machtwort für innerparteiliche Eintracht sorgen würde, so hat er sich getäuscht: Die Vorarlberger Blauen reagierten sauer auf den Rüffel aus Wien – und machten ihrem Ärger auch medienöffentlich Luft.

Sükün als "Sündenbock für die Wahlniederlage zu stempeln", sei "unfair", erklärte der Lustenauer FPÖ-Chef Martin Fitz.

Auch der durch die Wahl gestärkte FPÖ-Landesklubchef und mögliche künftige Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger will die Kopfwäsche aus Wien nicht einfach hinnehmen. "Wir entscheiden vor Ort, was für uns politisch richtig und wichtig ist. Wir brauchen keine Zurufe aus Wien". so Egger im Gespräch mit den "Vorarlberger Nachrichten", denn für ihn zähle nur "der Mensch".

Das bezweifelt indes die neue "Plattform gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus in Vorarlberg": Sie protestiert gegen Eggers Wahl. Der Politiker, der sich in der Vergangenheit wiederholt antisemitisch geäußert hatte, sei ein "Wolf im Schafspelz". (Maria Sterkl, DER STANDARD, 19.3.2015)