Grafik: STANDARD

Wien – Die von vielen erhoffte Klärung der Führungsstruktur in der OMV ist verschoben. Nach knapp zwei Stunden gab das 15-köpfige Aufsichtsgremium am Mittwochnachmittag die Vertagung der Entscheidung auf Freitag nächster Woche bekannt.

Der Druck, der in den vergangenen Tagen auf den zehn Kapitalvertretern und fünf vom Betriebsrat entsandten Aufsichtsräten der OMV lastete, war enorm. Je näher der Termin 18. März rückte, umso intensiver wurde die Lobbyingarbeit diverser Interessengruppen. Es geht um die Neuausrichtung von Österreichs größtem Unternehmen, das zuletzt stark in Schieflage geraten ist.

Wunschkandidat sagte ab

Der schon vor längerer Zeit als Favorit für den Generaldirektorsposten in Österreichs wichtigstem Unternehmen gehandelte Bernhard Schmidt soll im Vorfeld abgewinkt und gesagt haben, unter den gegebenen Bedingungen sei er nicht bereit, den Job zu machen, erfuhr DER STANDARD. Der gebürtige Salzburger und Absolvent der Leobener Montanuniversität war zuletzt Vorstand des deutschen Ölproduzenten Wintershall. Zurzeit leitet er das Consultingunternehmen Petroleum Equity in London, mit dem er unter anderem Unternehmen wie Eon und RAG berät.

Ebenfalls von Wintershall kommt der zuletzt favorisierte und vom Headhunter Korn Ferry angesprochene Mario Mehren. Der Diplomkaufmann ist seit Oktober 2011 Vorstandsmitglied in der Öl- und Gastochter von BASF und derzeit für die Aktivitäten im Ressort Exploration & Produktion für die Regionen Russland, Nordafrika und Südamerika zuständig. Noch sind einige Details zu klären, deshalb die Vertagung.

Aufs falsche Pferd gesetzt

Der seit vorigem Sommer mehr als halbierte Ölpreis und das maue Gasgeschäft haben dem 2011 an die Spitze des Konzerns gerückten Gerhard Roiss (62) einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er nahm als Nachfolger von Wolfgang Ruttenstorfer an der Spitze der OMV eine radikale Kursänderung vor, rückte weg vom Tankstellengeschäft und setzte voll auf Exploration und Produktion, also das Auffinden neuer Lagerstätten und die Förderung von Öl sowie Gas. Was einmal ein guter Ertragsbringer war, hat sich aufgrund der geänderten Marktsituation zu einem Problemfall entwickelt.

Verkompliziert wurde die Situation noch durch ein Zerwürfnis in der Vorstandsetage – der für den Gasbereich zuständige Vorstandsdirektor Hans Peter Floren musste auf Betreiben von Roiss gehen (siehe Grafik). Zudem hat es zwischen Roiss und OMV-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler, der auch ÖIAG-Chef ist, schon vor Monaten gekracht. Im Oktober wurde Roiss' Abgang per Ende Juni 2015 einstimmig fixiert.

Der Aktienkurs des OMV-Papiers hat sich von den Tiefstständen zwar leicht erholt, liegt aber noch immer um einiges unter dem Niveau aus verflossenen "Friedenszeiten" im Vorstand. Allerdings ist seither auch der Ölpreis kräftig gesunken. (Günther Strobl, DER STANDARD, 18.3.2015)