Den kleinen Klassiker Knirps gibt es seit dem Jahr 1928, seit 2005 hält die österreichische Firma Doppler die Marken- und Vertriebsrechte.

Foto: Doppler/Knirps

Manufaktur-Schirm mit Holzgriff von Doppler.

Foto: Doppler

Schirm im Westernlook von Doppler.

Foto: Doppler

Fulton-Schirme trägt auch die Queen.

Foto: Fulton

Mit Loden bespannter Schirm.

Foto: Leichtfried

Die Tür des Schirmfachgeschäfts Brigitte am Schwedenplatz öffnet sich schwungvoll und eine Dame weht herein. Sie hat eine flotte Kurzhaarfrisur, trägt einen Trenchcoat und äußert ihr Anliegen: "Ich hätte gerne einen guten Schirm, der in die Handtasche passt und nicht gleich vom Wind umgestülpt wird," die letzten Worte betont sie. Robert Suchanek verkauft ihr einen seiner Klassiker: einen Knirps. Seine Geschäfte liefen gut, sagt er: "Wir leben in einer Stadt kaputter Schirme. In Wien weht der Wind und da sind gute Schirme wichtig!"

Gute Schirme?

Wie Kugelschreiber oder Papiertaschentücher ist der Regenschirm zum Bedarfsartikel geworden. Oft bleibt er in Schirmständern von Restaurants oder Boutiquen zurück. Der Durchschnittswert sei mittlerweile unter die Fünf-Euro-Marke gefallen, schreibt das Wirtschaftsblatt "Manager Magazin", die vielen Werbegeschenke mit eingerechnet, die alleine 30 Prozent des Schirmmarkts ausmachen. Gespart wird bei solchen Preisen nicht nur am Material, sondern auch an sozialen Standards. "Man muss sich halt bewusst sein, dass wahrscheinlich ein Achtjähriger daran gearbeitet hat", gibt die deutsche Schirmmacherin Carola Vertein zu bedenken.

Vererben und verlieren

Im Fachgeschäft am Schwedenplatz gibt es Modelle, die man sowohl vererben als auch verlieren kann. Seien es "Verlegenheitsschirme", die bei überraschenden Regengüssen spontan gekauft werden, seien es Spezialanfertigungen für Hochzeiten. Die jahrelange Zusammenarbeit mit der Manufaktur Doppler, die seit 2005 auch die Marken- und Vertriebsrechte an Knirps hält, spiegelt sich in Suchaneks Sortiment wider.

Die Dopplerschirme haben Kultstatus in Österreich. 70 Arbeitsschritte, 30 Einzelteile und 2.000 Nadelstiche stecken in einem handgefertigten Manufakturschirm. Der Verkaufspreis eines solchen Schirms beginnt bei 80 Euro. Italienischer Satin und Vorarlberger Spitze spannen sich über die stählernen Gabelbäume. Kräftige Regengüsse perlen von gemusterten Blumenschirmen wie von gestrichenen Lodenstoffen ab.

Die Lodenmanufaktur Leichtfried Loden im steirischen Zeltweg beliefert Doppler für diese besondere Schirmrarität aus Wolle. Mit dem Standort im Innviertel erhält Doppler eine alte Handwerkskunst. Zumindest zum Teil - denn einen Großteil seiner Geschäfte macht das Unternehmen mit Importen aus Osteuropa und auch Fernost.

Eine Handvoll Handwerksbetriebe

Einer der letzten Schirmmacherbetriebe ist in der Getreidegasse in Salzburg ansässig: Das Familienunternehmen Kirchtag gibt es seit 1903. Die hauseigenen Stock-Schirme sind aus Esche, Birne, Apfel, Eiche, Kirsche aber auch Tropenhölzern. Die mechanischen Teile wie Schieber, Krone und Zwinge werden von einem Salzburger metallverarbeitenden Betrieb hergestellt. Als Feder, die den Schirm geschlossen hält, kommt ein Klaviersaitendraht zur Anwendung. Das Augenmerk auf Stabilität und Qualität, die Vielfältigkeit der Hölzer, Stoffe und Metalle, haben über die Jahre dazu geführt, dass mit der steigenden Nachfrage das Büro verlegt und die Werkstatt erweitert werden musste.

Handwerkskunst aus Salzburg: ein Schirm von Kirchtag.
Foto: Kirchtag

Royale Schirmherren

In London, der Stadt der Regengüsse, sind Schirmherren angesiedelt, die die royale Familie durch die Unbilden des Wetters geleiten. Von Kate über Camilla bis hin zur Queen: Die Schirme aus dem Hause Brigg und Fulton sind ihre treuen Begleiter und modische Statements bei offiziellen Anlässen.

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Beschirmte Royals: Prinz William, Kate und Königin Elisabeth.
Fotos: Reuters/Pool, Francois Lenoir

Die Schirme des Traditionsunternehmens Brigg gelten als Mercedes unter den Schirmen und sind für vierstellige Eurobeträge zu haben. Ihre Stöcke aus Edelhölzern sind mit Ringen aus Silber oder Gold umrandet und werden oftmals mit den Initialen ihrer betuchten Träger graviert. In der Agentenkomödie "Kingsman – The Secret Service", die derzeit in den Kinos läuft, wird ein Brigg-Schirm zur verdeckten Schusswaffe von Colin Firth.

Der Holzgriff eines Brigg-Schirms.
Foto: Brigg

Etikettenguru Thomas Schäfer-Elmayer widmet dem Schirm in seinem Benimmratgeber ein ganzes Kapitel. Der Hüter der Manieren liefert allerhand Vorschläge für die korrekte Beschirmung. "In England gehört er zur Ausstattung des klassischen und immer seltener gesehenen Gentlemans. In Mitteleuropa führen wir ihn nur mit, wenn es regnet oder alles auf einen Regenguss hinweist." Für den Knirps hat er weniger übrig und bezeichnet ihn als mäßig elegant.

Dennoch trifft der Taschenschirm mit dem roten Punkt den breiten Geschmack. Die Schirmmacherin Carola Vertein definiert es so: "Alle wollen den gleichen Schirm. Er soll winzig sein, federleicht und wenn er aufgespannt ist, riesengroß und stabil. Das Ganze hat nur einen Haken: So einen Schirm gibt es nicht. Aber es gibt immer einen Kompromiss." (Klara Neuber, derStandard.at, 8.4.2015)