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Die junge Frau strahlt: Es sei doch zu begrüßen, wenn sie für ihre Krankenkasse weniger zahlen muss, weil sie Nichtraucherin ist und Sport treibt. Einige Personen in dem Hotel-Konferenzraum in Austin nicken. Unter den Zuhörern des Vortrags "Vergesst Privatsphäre! Gebt mir einfach einen Gegenwert für meine Daten" herrscht großer Optimismus angesichts künftiger Datensammlungen mit Armbanduhren.

Auswahl

Die Diskussion ist eine von mehr als 1.100 Veranstaltungen zu Digitalthemen auf dem "South by Southwest"-Festival im US-Bundesstaat Texas. Auf der zehntägigen Messe geht es neben Internet und Technik auch um Filme und Musik. Allein für den am Dienstag zu Ende gegangenen "Interactive"-Teil, der die Netzthemen bündelt, pilgerten mehrere zehntausend Besucher nach Austin. Die Stadt gilt in den USA als eine Hochburg der Alternativen, das "SXSW" als Startrampe für junge Internet-Unternehmen. Hier wurde schon das Online-Netzwerk Twitter groß. Jedes Jahr wollen neue Firmen die Fans überzeugen, die immer auf der Suche nach dem nächsten Trend sind.

Für Bedenken gegen ausufernde Datensammelei und Neuerungen ist im Austin Convention Center und den vielen Tagungshotels wenig Platz. Daran haben auch die Enthüllungen von Edward Snowden nichts geändert, die zeigten, wie umfassend Geheimdienste die digitale Welt überwachen. Snowden kommt dieses Jahr nur am Rande vor: Er spricht via Videoübertragung mit ausgewählten Führungskräften der Branche.

Begeisterung

Statt Bedenken ist Begeisterung zu spüren - für die App Meerkat, die Videos live ins Netz überträgt, für die vielfältigen Möglichkeiten von Virtual Reality oder die Erfolgsrezepte der bunten Nachrichten- und Entertainment-Webseite Buzzfeed. Abends sammeln sich die Teilnehmer an Barbecue-Ständen oder in rustikalen Holzbars, um bei lokalem Bier die Zukunft der Branche zu diskutieren. Es herrscht der Glaube, dass es für alle Probleme technische Lösungen gibt.

Die Technik-Euphorie bringt immer wieder Geschäftsmodelle hervor, die ganze Branchen umpflügen. Die Ferienwohnungsseite Airbnb setzt Hotels zu, die Apps Lyft und Uber vermitteln Privatleute als Taxifahrer. Die Bewohner von Austin freut es: Sie verdienen als Kurzzeit-Vermieter oder Aushilfs-Taxifahrer gutes Geld. Allein 6.000 Besucher hätten über Airbnb eine Unterkunft gefunden, schrieb Unternehmenschef Brian Chesky bei Twitter. "Es ist doch großartig, dass es jetzt Airbnb und Apps wie Lyft gibt", sagt eine Fahrerin nach ein paar Tagen Festival. Die Teilnehmer kämen schneller nach Hause, sie könne ein paar Dollar zusätzlich verdienen. Optimismus pur eben. (APA, 18.3.2015)